Fahrradfahren:Des hamma scho immer so gmacht!

Fahrradverbot auf dem Marienplatz: Wer sich nicht daran hält, zahlt 15 Euro Strafe.

Wer sich nicht an das Fahrverbot auf dem Marienplatz hält, zahlt 15 Euro.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Seit zweieinhalb Jahren ist der Marienplatz für Busse, Taxis und auch Radfahrer gesperrt.
  • Radler sollten nun die Sparkassenstraße und den Viktualienmarkt nutzen.
  • Viele nutzen aber noch immer die alte Route. Wer erwischt wird, zahlt 15 Euro.

Von Andreas Schubert

Ein ganz normaler Morgen an einem ganz normalen Wochentag um 10 Uhr auf dem Marienplatz: Wer sich ein Weilchen an den Eingang zur U- und S-Bahn vor dem ehemaligen Hugendubel-Haus hinstellt und die Radler zählt, käme spontan nicht auf die Idee, dass die hier eigentlich gar nicht fahren dürfen. Immer wieder passieren Radler die Engstelle vom Rindermarkt kommend und fahren über den Platz weiter entweder Richtung Tal oder zur Dienerstraße, die bis zum Marienhof ebenfalls zur Fußgängerzone gehört. Dasselbe gilt für die Gegenrichtung. Offenbar denken sich viele schlicht: Des hamma scho immer so gmacht!

Bis vor zweieinhalb Jahren verlief hier die Nord-Süd-Querung der Innenstadt. Dann wurde die Durchfahrt vom und zum Rindermarkt wegen der Baustelle am Hugendubel-Haus gesperrt, danach widmete die Stadt den gesamten Marienplatz zur Fußgängerzone um - gegen den Protest von Umwelt- und Radfahrerverbänden. Doch bei einer Umfrage hatten sich viele Münchner mehrheitlich für eine Sperrung des Marienplatzes für den Verkehr ausgesprochen, was der Stadtrat als Stütze für seine Entscheidung nahm: Seither dürfen Radler den Platz nur noch zwischen 21 Uhr abends und 9 Uhr morgens auf dem Sattel überqueren. Die offizielle Radroute führt nun über den Viktualienmarkt und die Sparkassenstraße. Doch an diesen Umweg wollen sich offenbar viele nicht gewöhnen.

Das zeigen auch die Ergebnisse der kommunalen Verkehrsüberwachung. 814 Radler wurden zwischen dem 1. Juli und dem 18. August erwischt und mussten jeweils 15 Euro Strafe zahlen. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) kontrolliert im Schnitt dreimal die Woche. Die meisten Radler schieben deshalb ihr Gefährt, einige nutzen es als Tretroller, indem sie sich aufs Pedal stellen, um im Falle einer Kontrolle schnell abspringen zu können.

Dass vielen die offizielle Route zuwider ist, hat seinen Grund: Der Viktualienmarkt ist eine Fußgängerzone, die für Räder, Taxis und Busse freigegeben ist. Hier müssten alle eigentlich Schritttempo fahren. Vielen Radlern ist dies zu langsam, sie brettern an der Metzgermeile vorbei, was immer wieder zu Konflikten mit Passanten führt. Dann, in der Sparkassenstraße, die eigentlich eine offizielle Fahrradstraße ist, sind wieder Autofahrer unterwegs, die offensichtlich nicht wissen, dass hier Räder Vorrang haben, also zum Beispiel nebeneinander fahren dürfen.

So urteilt denn auch Martin Glas, Münchner Vorsitzender des Fahrradklubs ADFC, dass dieser Abschnitt der Nord-Süd-Route "eine Katastrophe" sei. Am Max-Joseph-Platz dann, bevor es in die für Radler einigermaßen entspannte Residenzstraße geht, müssen Radler wieder auf Autos achten. Und wenn vom kommenden Jahr an die Baugrube für den S-Bahn-Tiefbahnhof am Marienhof ausgehoben wird und Lastwagen über den Hofgraben Richtung Maximilanstraße dieseln, wird es nach Glas' Einschätzung "noch spannend" werden.

Was den Marienplatz angeht, würde der ADFC eine Freigabe für Radler befürworten. Doch das ist unrealistisch - schließlich hat die Stadt den Platz erst vor Kurzem aufwendig umgestalten lassen: Dort wo früher eine Asphalt-Fahrbahn mit riesigem aufgemalten Radsymbol war, hat der Platz nun auch optisch Fußgängerzonen-Charakter. Immerhin dürfen seit Kurzem wieder die Rikscha-Fahrer vor dem U- und S-Bahn-Abgang auf Kundschaft warten - eine Regelung, die vorerst bis Ende des Jahres gilt. Doch auch die Rikschafahrer müssen sich ans Fahrverbot halten und ihre Droschken samt Passagieren aus der Fußgängerzone schieben (siehe unten).

Insgesamt ist es für Passanten heute viel angenehmer, über den Platz zu spazieren, seit sie nicht mehr auf Busse, Taxis und Radler achten müssen. Allerdings geht es wegen des regen Lieferverkehrs am Morgen vor dem Rathaus trotzdem oft zu wie am Stachus.

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