Radfahren:München schneidet beim Fahrradklima-Test schlecht ab

Gefährliche Straßenkreuzung für Radfahrer in München, 2018

Für das Fahren auf Radwegen und Radstreifen gab es ein 4,5 - also ein knappes Mangelhaft.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Unter den 14 bewerteten deutschen Städten mit mehr als einer halben Million Einwohner kam München beim jüngsten Fahrradklima-Test nur auf Platz sechs - mit der Note ausreichend.
  • So gab es für das Fahren auf Radwegen und Radstreifen eine 4,5 - also ein knappes Mangelhaft.
  • Auch im Landkreis München sind die Ergebnisse höchstens befriedigend.
  • Ein Ansatz zur Verbesserung der Radfahrer-Situation in München wäre aus Sicht des ADFC ein durchgängiges Radwegnetz.

Von Andreas Schubert

Ausreichend: Zu einer besseren Note hat es München beim jüngsten Fahrradklima-Test nicht gebracht. Die Wertung fiel sogar noch ein wenig schlechter aus, und das, obwohl sich in der Stadt in den vergangenen Jahren durchaus etwas getan hat. Aber das reichte den Befragten offensichtlich nicht. Bei 32 Punkten, die nach dem Schulnotensystem bewertet wurden, schnitt München acht Mal mit Mangelhaft ab. Unter den 14 bewerteten deutschen Städten mit mehr als einer halben Million Einwohner kam Bayerns Landeshauptstadt auf Platz sechs. Auch Andreas Groh, Münchner Vorsitzender des Fahrradklubs ADFC räumt ein, dass die Situation für Radler allmählich besser wird. "Aber es geht alles viel zu langsam", sagt er.

Zur Einordnung: Den sechsten Platz erreicht die Landeshauptstadt nur, weil bei der Umfrage 2018 die Ortsgrößenklasse "Über 500 000 Einwohner" neu hinzugekommen ist. Legt man das alte System (ab 200 000 Einwohner) von 2016 zugrunde, käme München auf Platz 16 und rutschte somit um drei Plätze ab.

Auch im Landkreis München sind die Ergebnisse höchstens befriedigend: Dort kamen sechs Gemeinden in die Auswertung des ADFC. Dabei schneidet Oberhaching mit Note 2,98 und Platz zwölf bei den Orten unter 20 000 Einwohner am besten ab. Garching kommt in derselben Klasse auf 3,21, Unterföhring auf 3,86. Unterschleißheim bekommt in der Klasse 20 000 bis 50 000 Einwohner eine 3,59, Unterhaching kommt auf 3,64, Ottobrunn auf 3,99.

Beim Fahrradklima-Test befragt der ADFC online Radler in ganz Deutschland. In München, wo das Thema besonders intensiv diskutiert wird, und wo der Radverkehr stetig zugenommen hat, sind die Radler traditionell unzufrieden. Erst am Wochenende demonstrierten rund 15 000 Radler für bessere Bedingungen, die ein Bündnis um den ADFC mit einem Bürgerentscheid durchsetzen will. Wie viele Stimmen für das Bürgerbegehren aktuell gesammelt sind, kann Groh nicht sagen. Er sei sich aber sicher, dass das Quorum von 33 000 Unterschriften bald erreicht ist. "Die Leute rennen uns die Bude ein."

Ausreichendes Sicherheitsgefühl ist eine "alarmierende Botschaft"

Warum sie das tun, zeigen die Ergebnisse der ADFC-Umfrage: Wie bei der Befragung 2016 kamen vor allem der Komfort beim Radeln, die Kontrolle von Falschparkern, Ampelschaltungen für Radler, die Konflikte mit Kraftfahrzeugen, das Fahren im Mischverkehr mit Autos, die (kostenpflichtige) Mitnahme von Rädern im öffentlichen Nahverkehr, die Breite der Radwege und die Führung an Baustellen besonders schlecht weg. Für das Fahren auf Radwegen und Radstreifen gab es ein 4,5 - also ein knappes Mangelhaft. Alle anderen Ergebnisse reichen von befriedigend bis ausreichend. Beinahe ein Gut (Note 2,5) gab es lediglich für das Angebot öffentlicher Leihräder. Hier ist die Stadt wegen der Räder der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gut aufgestellt. 3200 sind es derzeit im Stadtgebiet. Im Landkreis sollen noch dieses Jahr 1150 MVG-Räder dazukommen. Ebenfalls nicht schlecht (2,8) schnitt die Öffnung der Einbahnstraßen in Gegenrichtung ab.

Aber ansonsten gibt es in allen anderen Punkten aus Sicht des ADFC großen Verbesserungsbedarf. Laut Groh geht das nur, wenn sich die Stadt dazu entscheidet, die Flächen umzuverteilen. Sprich: Mehr Platz für Radler und Fußgänger, weniger für Autos. Ein Beispiel, das einen Ansatz böte, wäre seiner Ansicht nach die sogenannte Isarparallele, an der entlang ein sehr schmaler, dafür sehr stark befahrener Radweg führt. Eine ungerechte Verteilung findet Groh. Und diese geht zu Lasten der Sicherheit. Hier steht München nicht alleine da. Dass das Sicherheitsgefühl allenthalben maximal ausreichend ist, wertet Bernadette Felsch, die bayerische ADFC-Vorsitzende als "alarmierende Botschaft".

Was aber ließe sich in München schnell verbessern? Ein Ansatz wäre aus Sicht des ADFC ein durchgängiges Radwegnetz. Das ist eine zentrale Forderung des Radbegehrens. Kommen genügend Stimmen zusammen, muss die Stadt das Thema Radwege in den kommenden Jahren angehen. Bei Florian Paul, dem Fahrradbeauftragten der Stadt, trifft das Bürgerbegehren auf große Resonanz. Dass die Radler immer unzufriedener werden, zeige in München und in anderen Städten die Zunahme des Radverkehrs. "Es wird immer enger", sagt Paul. Da reichten die einzelnen Maßnahmen, die in München realisiert werden, nicht mehr aus. "Was fehlt, ist der große Befreiungsschlag."

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