Fahrkarte für Studenten:Stadt übernimmt Risiko für Semesterticket

Bekommt München doch noch ein Semesterticket? Der Stadtrat soll in der kommenden Woche die finanziellen Grundlagen für die Einführung schaffen. Unter dieser Bedingung würde der MVV mitziehen.

Der Stadtrat soll in der kommenden Woche die finanziellen Grundlagen für die Einführung eines Semestertickets schaffen. Dies geht aus einer Vorlage des Wirtschaftsreferats hervor. Demnach sichert die Stadt eine probeweise Einführung des Tickets mit einer Ausfallgarantie von 11,9 Millionen Euro für zwei Jahre ab. Unter dieser Bedingung würde der MVV das Semesterticket einführen.

Von kommendem Wintersemester an müssten alle Münchner Studenten einen verpflichtenden Sockelbeitrag von 59 Euro pro Semester zahlen. Dafür können sie unter der Woche von 18 bis 6 Uhr und am Wochenende das gesamte MVV-Angebot nutzen. Zahlen sie freiwillig 141 Euro mehr, bekommen sie eine Gesamtnetzkarte für sechs Monate.

Der MVV kalkuliert, dass ihm keine Verluste entstünden, wenn mindestens 70 Prozent den Aufpreis zahlen. Dann muss die Stadt keinen Cent bezahlen. Sind es nur 45 Prozent, müsste sie laut dem komplizierten Rechenmodell mit etwa sechs Millionen Euro pro Jahr einspringen. Sind es noch weniger, dann sinkt das Defizit des MVV wieder.

Die 11,9 Millionen Euro seien eine theoretische Größe, betont deshalb Wirtschaftsreferent Dieter Reiter, zugleich OB-Kandidat der SPD. Auch die Konkurrenten treten für das Modell ein. Die grüne Kandidatin Sabine Nallinger sagt: "Das Ticket ist überfällig." Josef Schmid (CSU) hofft, dass "der gordische Knoten durchschlagen wird". Die Debatte ums Semesterticket in München läuft seit 20 Jahren.

Ob es nun kommt, hängt auch von den Studenten ab. Vom 21. November bis 2. Dezember läuft eine Online-Urabstimmung (www.semesterticket-muenchen.de). An den drei großen Hochschulen, Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Technische Universität (TU) und Hochschule München (HM, früher Fachhochschule), muss je eine Mehrheit dem Modell zustimmen, und es müssen je 20 Prozent der Studenten teilnehmen. Bereits 2009 gab es eine solche Wahl, TU und HM stimmten zu, an der LMU wurde die Mehrheit verpasst. Damals lag der Sockelbetrag bei 78,50 Euro.

"Nach dem, was ich aus Studentenkreisen höre, bin ich diesmal zuversichtlich", sagt Dieter Reiter, der den "Pilotcharakter" betont: "Wir können nicht dauerhaft sechs Millionen Euro pro Jahr absichern." Er will sich auch dafür einsetzen, dass Auszubildende bessere MVV-Tarife bekommen.

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