Fahrgeschäfte im Test:Toboggan

Was es bedeutet, die Gewalt über den eigenen Körper zu verlieren, kann man hier üben. Echte Indianer zucken dabei nicht einmal mit der Wimper.

Thomas Steinfeld

Typ: Der Toboggan ist eine Erfindung der Indianer im Norden Amerikas. Er ist ihr Lastschlitten - flach, um im tiefen, jungfräulichen Schnee nicht zu versinken, ausgelegt auf den Gebrauch auf der Ebene und gerade so breit wie die Spur der Schneeschuhe.

Fahrgeschäfte im Test: Der Toboggan ist eines der ältesten Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest.

Der Toboggan ist eines der ältesten Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest.

(Foto: Foto: Robert Haas)

Los geht's: Nie aber wären diese Irokesen, Algonquins und Athabasken auf den Gedanken gekommen, aus ihrem Schlitten eine Allegorie des Berufslebens in der freien Marktwirtschaft zu machen. Als solche aber steht der Toboggan gleich vornean auf dem Oktoberfest, Richtung Goetheplatz.

Auf einem gummiartigen, schlackernden Förderband geht es hinauf auf eine Plattform. Man muss schon sehr standfest sein, nüchtern und schwindelfrei, um diesen Weg stehend zu überwinden. Dann klettert man, eine kleine Matte, oder besser: den Schlitten, unterm Arm, ein paar Treppen bis zur Spitze des hölzernen Turms hinauf. Nun geht es auf der Matte, hui, in einer Spirale wieder hinunter. Am Ende ist man arbeitslos, in Rente oder sonstwie erledigt.

Fazit: Der Toboggan ist eines der ältesten Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest. Was es bedeutet, die Gewalt über den eigenen Körper zu verlieren - und darauf kommt es ja bei den meisten Fahrgeschäften an - und den Zusammenhalt des eigenen Ich in Lust und Angst kennen zu lernen - kann man hier erst einmal üben. Echte Indianer zucken dabei nicht einmal mit der Wimper.

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