Fahndung nach Kidnapper:Von langer Hand geplant

Neue Erkenntnisse über die Entführung, aber kaum Hinweise

Von susi wimmer

Die Entführung der Ehefrau eines Ottobrunner Bank-Managers könnte von langer Hand geplant gewesen sein. Zumindest hatte der Täter nach SZ-Informationen bereits seit Mitte Mai eine Wohnung im Westend angemietet. Dorthin wollte er sein Opfer vergangene Woche wohl bringen. Der 46-Jährigen gelang es aber auf dem benachbarten Lidl-Parkplatz, wo der Entführer den Wagen abstellte, sich loszureißen und Passanten auf sich aufmerksam zu machen. Obwohl die Polizei seit Mittwoch mit neuen Fotos aus einer S-Bahn-Kamera nach dem Mann mit dem Berliner Dialekt fahndet, scheint ihn bislang niemand gesehen zu haben oder zu kennen.

Über ein Internetportal, in dem Personen kurzzeitig ihre Wohnung oder ein Zimmer vermieten, gelangte der Entführer an die Räume in der Bergmannstraße. Die Mieterin befindet sich momentan im Ausland. Offenbar schaffte es der Unbekannte, sowohl bei der Anmeldung in dem Portal die Sicherheitschecks zu umgehen, als auch den Vermietern eine gefälschte Identität unterzujubeln.

Am Tattag, dem 10. Juni, fuhr der etwa 50-jährige Mann frühmorgens mit der S-Bahn nach Ottobrunn und steuerte das Wohnhaus der vierköpfigen Familie an. Er gab sich als Paketbote aus, überwältigte die Frau und fesselte den zwölfjährigen Sohn an die Heizung. Dann zwang er das Opfer mit vorgehaltener Pistole zu ihrem Wagen. Die Frau musste eine abgeklebte Brille aufsetzen, der Entführer steuerte den Wagen. Die Fahrt endete auf dem Lidl-Parkplatz an der Westendstraße 100. Dort parkte der Mann das Auto im hinteren Eck. Offenbar wollte er am helllichten Tag mit seinem Opfer über einen Hinterausgang den Parkplatz verlassen, durch eine Hofdurchfahrt und auch noch über die Bergmannstraße gehen, um zu der angemieteten Wohnung zu gelangen. Doch sein Plan scheiterte schon am Parkplatz, wo sich die 46-Jährige befreien konnte.

Die Spurensicherung hat die Wohnung in der Bergmannstraße mittlerweile gründlich untersucht. Am Donnerstagnachmittag herrschte im Treppenhaus des Anwesens kurze Aufregung, weil Passanten entdeckt hatten, dass das Siegel an der Türe geöffnet worden sei. Die Polizei konnte aber rasch für Klärung sorgen: "Die Spurensicherung war mit ihrer Arbeit schon fertig, die Wohnung war von uns wieder freigegeben worden", sagt Polizeisprecher Thomas Baumann.

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