Als Bruno Theil auf der Intensivstation lag, mehr tot als lebendig, mit Leberriss, Schädelbasisbruch, gerissener Aorta, gebrochenen Rippen, die sich in die Lunge bohrten, und, was das Schlimmste war, querschnittgelähmt, in diesem Zustand, der eigentlich nur Verzweiflung, nichts als Verzweiflung zuließ, sagte er seiner Mutter, eines Tages werde er Pilot sein und fliegen. Das war, so schien es zumindest, eine völlig verrückte Ankündigung, genauso utopisch, als hätte er behauptet, ihm würden demnächst Flügel wachsen. Pilot! Wie sollte einer, der vom sechsten Brustwirbel abwärts gelähmt ist, der nie wieder aus eigener Kraft würde laufen können, eine so komplizierte Maschine wie ein Flugzeug steuern können? War das nicht einer jener Träume, die aufsteigen, wenn die Lage hoffnungslos ist? Ein Bild aus der Märchenwelt, in der in höchster Not eine Fee herbeieilt und mit dem Helden entschwebt, hoch über die Wolken, wo er keine Beine braucht, um vorwärtszukommen?
"Fährt mich einfach zusammen":Der Mann, der seine Träume lebt
Vor 38 Jahren zerstörte ein Motorradunfall Bruno Theils erstes Leben als Sportler. Seitdem ist er querschnittgelähmt und singt in einer Band, betreibt eine Kneipe mit feinster Country-Livemusik und hat einen Pilotenschein.
Von Wolfgang Görl
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