"Fack ju Göhte" im Werksviertel:Das wird Münchens Musical-Hot-Spot

"Fack ju Göhte" im Werksviertel: Ab Januar 2018 wird das WERK7 Theater im Werksviertel zur Heimat für ein neues Musical-Theater.

Ab Januar 2018 wird das WERK7 Theater im Werksviertel zur Heimat für ein neues Musical-Theater.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • In München gab es bislang keine Bühnen, auf der ein Musical über Monate oder sogar Jahre gespielt werden kann.
  • Das neue Musical-Theater im Werksviertel am Ostbahnhof will das ändern.
  • Als erstes Stück läuft ab Ende Januar "Fack ju Göhte - se Mjusicäl". Es soll dann sechsmal in der Woche laufen.

Von Albert Heilmann

Im Herzen des Werksviertels liegt eine alte Kartoffellagerhalle, umgeben von Bars, Clubs und lauten Konzertschuppen. Kartoffeln lassen sich hier nicht mehr finden, denn die Halle, das Werk 7, ist eine wuselnde Baustelle. Was im Moment noch recht spartanisch aussieht, soll sich in den nächsten Jahren als Münchens Musical-Hot-Spot etablieren.

Im Dezember sollen hier auf dem alten Pfanni-Gelände die Proben zu einem neuen Musical beginnen. Für knapp sechs Millionen Euro wird das rund 1000 Quadratmetergroße Areal derzeit aufpoliert. Dafür sorgen, was das Gebäude-Erscheinungsbild angeht, die Münchner Architekten NVO (Nuyken von Ofele), sowie Architekt Nils Lunow für die Innengestaltung, der unter anderem das Theater am Potsdamer Platz in Berlin musicaltauglich machte. Im Vergleich dazu wird das Werk 7 aber recht klein, knapp 700 Personen sollen Platz hier finden.

Münchentypisch, wie etwa Udo Lindenbergs "Hinterm Horizont" für Berlin, ist das Musical, das hier für mindestens ein Jahr lang seine Heimat haben soll, allerdings nicht. Ab Januar wird "Fack ju Göhte - se Mjusicäl", eine Adaption des gleichnamigen Teeniefilms, zu sehen sein. Noch hält sich die Stage Entertainment GmbH mit Details zurück.

Klar ist jedenfalls, dass es nicht ein Musical "mit den Hits von Elyas M'Barek" sein wird. Überhaupt hat das 18-köpfige Darstellerteam mit den Schauspielern der Filmreihe keine Überschneidungen: Auf M'Barek, Karoline Herfurth oder auch Jella Haase, die mit ihrer Darstellung der "heulenden Chantal" für viele Teenager zu einer Kultfigur wurde, wird man verzichten müssen.

Die Idee zum Musical kam allerdings direkt von der Constantin Film, welche die Filme mitproduzierte. Stage Entertainment zeigte sich begeistert, übernahm die Rechte und suchte nach einem geeigneten Ort. In München scheint man ihn nun gefunden zu haben. Geschäftsführerin Uschi Neuss sagte dazu, dass man "mittlerweile keine Angst mehr vor München" habe. Die bayerische Landeshauptstadt und die Musicalszene - allen voran der Platzhirsch Stage Entertainment - das war schon immer eine etwas besondere Beziehung.

Während etwa klassische Musik, Theater und Oper ihren festen Platz haben, gilt das für kunterbunt-poppige Musicals nicht unbedingt. Wobei es ja nicht so ist, dass es in München nie Musicals gegeben hätte. So gastiert die Crème de la Crème regelmäßig im Deutschen Theater, auch das Gärtnerplatztheater räumte dieser Kunstform stets viele Termine auf dem Spielplan ein. Aber eine Musicalszene mit fest verorteten Produktionen, wie es sie beispielsweise in Hamburg mit "König der Löwen", "Tarzan" und Disneys "Aladdin" gibt, hat sich nicht gebildet.

Der große Vorteil bei Musicals ist, dass sie für die breite Masse zugänglicher sind als beispielsweise ein "Ring des Nibelungen"-Zyklus. "Fack ju Göhte" dürfte eine Stück werden, das besonders auf junges Publikum zielt. Die Filme sprechen da für sich: ungezügelter Jugendslang und pubertäre Witze - aber natürlich alles in Maßen. Musikalisch soll es dementsprechend jugendlich, frech und fetzig werden: Hip-Hop und Rap.

Diese Musikstile sollen auf etwas - was genau dies ist, wurde bisher nicht verraten - treffen, womit auch die älteren Generationen etwas anfangen können. Mit der großen Erfahrung, die Stage Entertainment hat, dürfte der Spagat auch gelingen. Für etwa ein Jahr ist "Fack ju Göhte - se Mjusicäl" derzeit angesetzt. Das Experiment von Stage Entertainment in München wird aber definitiv deutlich länger dauern, der Mietvertrag ist auf zehn Jahre terminiert. Es ist also durchaus möglich, dass an einem Ort, wo einst still Kartoffeln lagen, eine Musical-Ära beginnt.

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