Explosives Kunstprojekt:Bomben aus Teig

In vielen Ländern hungern Menschen - und das macht Janine Mackenroth wütend. Mit einem explosiven Kunstprojekt in München will die ehemalige Teilnehmerin von Heidi Klums Topmodel-Show auf die dramatische Lage aufmerksam machen. Kreativ war die Studentin auch bei der Akquise ihrer Finanziers.

Christian Mayer

Am Anfang war da die Wut, die Enttäuschung darüber, dass im reichen Westen das Problem nur noch gelegentlich mit einem müden Achselzucken hingenommen wird. Der Hunger in vielen Ländern der Welt hat Janine Mackenroth schon immer beschäftigt.

Explosives Kunstprojekt: Die Münchnerin Janine Mackenroth, 23, arbeitete früher als Model, nun studiert sie an der Akademie der Bildenden Künste mit Schwerpunkt Malerei.

Die Münchnerin Janine Mackenroth, 23, arbeitete früher als Model, nun studiert sie an der Akademie der Bildenden Künste mit Schwerpunkt Malerei.

Nun hat sie eine ziemlich drastische Form gefunden, ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen: Bei einem Happening anlässlich der Eröffnung der Jahresausstellung in der Akademie der Bildenden Künste will die 23-Jährige am Freitagnachmittag 194 Brote in die Luft sprengen. "Es wird schon eine provokative Aktion, die manche Leute verstören wird", sagt Mackenroth. 2007 hatte sie eine eher kurze Karriere als Teilnehmerin der Fernsehshow Germany's Next Topmodel, nun studiert sie im vierten Semester in München Kunst.

Das Material für die Teigsprengung wird übrigens am Freitagmorgen frisch in die Akademiestraße geliefert, als Sponsor für das Happening "Breaking Bread" hat Mackenroth den Unternehmer Gerhard Müller-Rischart gewinnen können, der seine Backwaren in diesem Fall der Kunst opfert. "Die 194 Brote stehen für die 194 Staaten der Erde", sagt die Kunststudentin.

Arrangiert werden die Bomben aus Teig in Form einer Weltkarte, durch die eine lange rote Zündschnur verlaufen soll - im Drei-Sekunden-Takt sollen die Brote explodieren. "Alle drei Sekunden verhungert laut Statistik irgendwo auf der Welt ein Kind", sagt Mackenroth, die das Publikum zwingen will, über diese globale Tragödie nachzudenken.

Um 17 Uhr ist der erste Knall, nach zehn Minuten wird die Weltkarte auf dem Rasen vor dem Akademiegebäude dann wohl eher einem Schlachtfeld gleichen: Die Installation ist dann noch bis zum 22. Juli von der Straße aus einsehbar.

Kreativ ist die junge Münchnerin übrigens nicht nur in der Wahl der künstlerischen Mittel, sondern auch bei der Suche nach Partnern und Finanziers. Bei der Aktion am Freitag werden fünf Kamerateams dabei sein, die aus verschiedenen Perspektiven das genau getimte Brot-Spektakel filmen wollen.

Mackenroth setzt auf vor allem auf zwei High-Speed-Kameras der High-Tech-Firma PCO - mehr als 200.000 Euro kostet ein solches Gerät, mit dem man jede einzelne Explosion in extremer Zeitlupe aufnehmen kann. "Die Firma habe ich im Internet gefunden und dann gleich angefragt: Die waren spontan begeistert von meinem Plan", sagt die 23-jährige Studentin.

Auch für den technischen Ablauf der Sprengungen setzt sie ganz auf die Hilfe von Profis: Die Pyrotechniker der Firma Sauer aus Gersthofen bei Augsburg werden am Freitag hoffentlich darauf achten, dass nicht gleich die halbe Akademie abbrennt.

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