Süddeutsche Zeitung

Ex-Anwalt spricht im Fall Günther Kaufmann:"Er hatte mit der ganzen Geschichte zu tun"

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Welche Rolle spielte Günther Kaufmann bei einem spektakulären Kriminalfall, bei dem ein Münchner Steuerberater starb? Der damalige Chefermittler verbreitet, dass er den verstorbenen Schauspieler trotz Freispruchs in einem Mordprozess schuldig hält. Jetzt spricht Kaufmanns Ex-Anwalt - und stützt die These des Ermittlers.

Christian Rost

Sein Herztod mit 64 Jahren hat den Schauspieler Günther Kaufmann ein letztes Mal in die Schlagzeilen gebracht. Und die Frage aufgeworfen, ob er ein dunkles Geheimnis mit ins Grab nimmt. Sein früherer Anwalt Steffen Ufer ist überzeugt, dass Kaufmann in einen spektakulären Kriminalfall tiefer verstrickt war, als je ans Licht kam.

Kaufmann war nach einem falschen Geständnis 2002 wegen räuberischer Erpressung mit Todesfolge an seinem Münchner Steuerberater Hartmut Hagen zu 15 Jahren Haft verurteilt und später in einem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen worden.

Er sei nicht unschuldig gewesen, ließ sich der damals für den Fall zuständige Mordermittler Josef Wilfling nach dem Tod Kaufmanns zitieren. Wilfling geriet in die Kritik wegen seines verbalen Nachtretens.

Besonders die Schilderung, wonach er Kaufmann zuletzt betrunken in einer Bar sitzend gesehen habe, erschien posthum völlig unnötig. Das Münchner Polizeipräsidium distanzierte sich von der "privaten Meinung des Pensionärs Josef Wilfling".

Als "geschmacklos" empfindet Steffen Ufer die Äußerung. Der Strafverteidiger hatte Kaufmann im ersten Prozess um die Tötung des Steuerberaters vertreten - und zu einem Geständnis geraten. Möglicherweise sei Wilfling "immer noch sauer", so Ufer zur SZ. Und er kann sogar ein Stück weit nachvollziehen, dass Wilfling an Kaufmann kein gutes Haar lässt: "Das falsche Geständnis war für die Polizei sehr peinlich."

In der Sache gibt der Anwalt dem Ex-Polizisten, der bereits zwei Bücher über seine alten Fälle geschrieben hat, allerdings Recht. Auch Ufer glaubt nicht, dass Kaufmann ein Justizopfer mit völlig weißer Weste war. "Er muss von den Plänen für einen Raubüberfall auf seinen Steuerberater gewusst haben", ist sich der Jurist sicher.

Die Frau des Schauspielers hatte ein Berliner Rollkommando engagiert, um bei Hagen Unterlagen zu stehlen, die sie und ihren Mann belasteten. Hagen hatte den Kaufmanns 850.000 Euro geliehen. Die drei Räuber planten offenbar auch, Bilder aus der Wohnung des Steuerberaters in Großhadern mitzunehmen. Als einer der Täter den 60-Jährigen zu stark in den Schwitzkasten genommen und damit versehentlich getötet hatte, ließen sie aber die abgehängten Bilder zurück.

Eine Woche vor der Tat am 2. Februar 2001 habe Günther Kaufmann genau diese Bilder einem Niederländer zum Kauf angeboten, so Ufer. "Er war zwar nicht der Haupttäter, aber er hatte mit der ganzen Geschichte zu tun."

Kaufmann konnte nie dazu bewegt werden, die volle Wahrheit zu sagen. Nach Ufers Einschätzung wusste er genau, wie Hagen gestorben war. Kaufmanns Frau hatte es ihm wohl erzählt.

In seinem falschen Geständnis gab er dann an, dass er Hagen erstickt habe - mit seinem Körpergewicht. In einer Rekonstruktion der Tat musste sich der dicke Schauspieler dann auf einen Polizisten setzen. Ufer: "Das war so eindrucksvoll, dass auch die Rechtsmediziner keine Zweifel hatten." Den Polizisten, der das Opfer mimen musste, habe Kaufmann "beinahe umgebracht", so perfekt habe er diese Rolle gespielt.

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Quelle:
SZ vom 16.05.2012
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