Literatur:Pointe vor Pädagogik

Literatur: "Die Familie ist immer wieder die Quelle meiner Literatur", sagt der fränkische Bestsellerautor Ewald Arenz.

"Die Familie ist immer wieder die Quelle meiner Literatur", sagt der fränkische Bestsellerautor Ewald Arenz.

(Foto: Birkefeld)

"Der große Sommer" wurde zum großen Hit. Kürzlich ist von dem Schriftsteller und Lehrer Ewald Arenz ein neues Buch erschienen: eine Sammlung humorvoller Familienkolumnen.

Von Bernhard Blöchl, Cadolzburg

Seit ein paar Jahren erlebt Ewald Arenz seinen "großen Sommer" als Schriftsteller. Da sind der gleichnamige Roman (2021) und "Alte Sorten" (2019) herausgekommen, zwei gefühlvolle und elegante Titel, die zu Bestsellern wurden, sich bei Kritikern und Lesern gleichermaßen durchsetzten und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Beide Hits sind bei Dumont erschienen, davor hatte der Franke, geboren 1965 in Nürnberg, seit mehr als 20 Jahren beim fränkischen Kleinverlag Ars Vivendi publiziert. Es spricht für Arenz, dass hier nun, wohl aus alter Verbundenheit, der nächste Streich des gefragten Bestseller-Autors präsentiert werden kann.

Freilich ist "Meine kleine Welt" kein neues Großprojekt, also weder Roman noch Sammlung unveröffentlichter Erzählungen. Vielmehr handelt es sich um eine Bündelung von Kolumnen, die Arenz zwischen 2007 und 2009 für die Nürnberger Nachrichten geschrieben hat. Erstmals gibt es diese "Familiengeschichten", wie das Buch im Untertitel heißt, versammelt, ein paar unveröffentlichte sind auch dabei.

Zeitlos charmant sind die Texte allemal. Das liegt an Arenz' sprühender Erzählfreude, seiner Präzision beim Formulieren sowie dem Credo: "Pointe vor Pädagogik". So ist es denn vor allem der allgegenwärtige Humor, der mal herzlich, mal politisch-unkorrekt, immer selbstironisch daherkommt, der die Miniaturen zum Lesevergnügen macht. Ein Beispiel: "Kino ist eine wunderbare Erfindung für Menschen ohne Kinder. Für Eltern dagegen ist Kino meist nur eine Station weiter auf dem Weg in die gesellschaftliche Isolation."

Humor war noch nie der schlechteste Lebensbegleiter

Im Zentrum der 66 Geschichten führt Arenz' Alter Ego Heinrich einen aussichtslosen Kampf. Den Kampf, seine Frau Juliane, die drei Kinder Theo, Philly und Otto und nicht zuletzt sich selbst vor den kleinen Katastrophen des Alltags zu beschützen. Am Ende landet er mit Katze auf dem Kopf in einem Autokorso, wird beinahe zum Drogendealer, gibt einem Graffiti-Sprayer Nachhilfeunterricht, zerstört nichtsahnend ein Kunstwerk, oder gerät mit seinem kleinen Sohn in ein Stripteaselokal auf der Reeperbahn.

Im Vorwort schreibt der Autor: "Mir war das früher nicht so ganz klar, aber nach einem Dutzend Romanen und unzähligen Geschichten weiß ich es endgültig: Ohne meine Familie gäbe es sie nicht. Die Familie ist immer wieder die Quelle meiner Literatur, und vor allem in den vorliegenden Geschichten ist das am deutlichsten zu erkennen." Vielleicht helfen die amüsanten Einblicke (Arenz nennt sie hübsch "Vignetten") ja der einen oder anderen Familie ein Stückchen weit aus dem Pandemie-Blues. Das wäre schön. Humor war noch nie der schlechteste Lebensbegleiter.

Ewald Arenz: Meine kleine Welt - Familiengeschichten, erschienen bei Ars Vivendi, Hardcover, 216 Seiten, 20 Euro

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