Evangelische Kirche:"Mischen Sie sich ein!"

Evangelische Kirche: Der Landesbischof führt den Regionalbischof ins Amt ein: Heinrich Bedford-Strohm (re.) übergibt Christian Kopp das Bischofskreuz.

Der Landesbischof führt den Regionalbischof ins Amt ein: Heinrich Bedford-Strohm (re.) übergibt Christian Kopp das Bischofskreuz.

(Foto: Catherina Hess)

Christian Kopp tritt sein Amt als Regionalbischof an

Von Bernd Kastner

Der Chef macht Druck. Vier Minuten, sagt Heinrich Bedford-Strohm, seien als Obergrenze für die Grußworte vorgegeben, "ich veröffentliche das jetzt einfach mal". Da lacht der Landesbischof, und die Gäste im Alten Rathaus lachen mit ihm. Das wird schwierig an diesem Abend, schließlich begrüßt die evangelische Kirche den neuen Regionalbischof für München und Oberbayern. Christian Kopp ist seit Dezember eigentlich schon im Amt, und am Ende einiger scheinbarer Vier-Minuten-Reden ahnt man, dass es ihm schon gelungen ist, so manche Herzen zu erreichen.

Die bayerische Staatsregierung ist in Gestalt des Justizministers Georg Eisenreich vertreten, der die Grüße des Ministerpräsidenten überbringt, der ja auch evangelischer Christ und "auch Franke" sei. Tatsächlich? Natürlich ist Markus Söder Franke, aber der neue Bischof? Der hat zwar die letzten Jahre in Nürnberg gearbeitet, geboren aber ist Kopp 1964 in Regensburg, also in der Oberpfalz, und erwachsen geworden ist er in Garmisch-Partenkirchen. Aber sei's drum, es geht um echt Verbindendes: "Den Menschen zu dienen und die Gesellschaft zusammenzuhalten", das verbinde die Regierung und den Bischof, sagt der Minister, und tippt das die Gesellschaft Trennende nur an.

Anders Christian Vorländer, Stadtrat und Vertreter des erkrankten Oberbürgermeisters. "Mir hat Ihre Predigt sehr gut gefallen", sagt er zu Kopp. Am Nachmittag wurde Kopp in der Lukaskirche von seinem Chef, dem Landesbischof, offiziell ins Amt eingeführt. In seiner Predigt erlaubte sich Kopp auch ein paar politische Bemerkungen. Dass der Staat und die Privateigentümer wieder mehr tun müssten, um "gemeinwohlorientiertes Wohnen" zu schaffen. Und dann noch das, was dem Stadtrat so gut gefallen hat: Kopp verurteilte Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. "Lieber Herr Kopp", ruft Vorländer, um Kopp weiter anzuspornen, "mischen Sie sich ein!"

Noch ein Bischof ist im Saal, Wolfgang Bischof heißt der und fragt mit einem Grinsen, was denn einen katholischen Weihbischof wie ihn von einem Regionalbischof unterscheide. Hier das pralle Leben, dort die nüchterne Klarheit? Der Saal raunt, Kopps Kollege beeilt sich zu sagen, dass er ja nur Klischees spiegle. Verbunden aber seien sie durch das Evangelium und das Bemühen, Sprache und Angebote für die Menschen so zu wählen, dass die Botschaft Gottes auch ankomme. Und dann formuliert Bischof noch eine ernste Frage, die fast untergeht in der Heiterkeit des Abends unter lauter angeblich so nüchternen Protestanten: "Wo verstellen wir die Zugänge durch unser kirchliches Handeln?" Er hätte auch fragen könne, was die Kirchen besser machen müssen, um wieder mehr Menschen zu erreichen.

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