"Rettet Europa!" Der Aufruf des Bildhauers und Trägers des bayerischen Kulturpreises Wilhelm Koch ist unmissverständlich. Er kämpft schon lange für den Bau einer Glyptothek - oder genauer für deren Anpflanzung, denn deren Säulen sollen aus mächtigen, lebenden Bäumen bestehen. Seine Heimat findet der Europa-Tempel (Baubeginn Herbst 2024) auf einer Anhöhe vor dem oberpfälzischen Etsdorf. Er liegt dort in Sichtweite der Europastraße E50, eine der Lebensadern dieses Kontinents, die vom Kaspischen Meer bis nach Brest in Frankreich viele Länder über ihre Grenzen hinweg verbindet.
Koch stellt zur "Reflexion über den Zustand und Wandel Europas" gemeinsam mit 13 anderen Künstlern (noch bis Oktober) im bereits in Etsdorf existierenden Tempel-Museum aus. Und das sind beileibe nicht die einzigen Kulturschaffenden, die in diesen Tagen hierzulande den Kampf gegen die Wahl-Faulheit und Politik-Verdrossenheit der Bürger aufgenommen haben. Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen erhielt gerade im Werksviertel den Prix International Pour Les Enfants, mit dem die Stiftung Otto Eckart Menschen und Institutionen ehrt, die sich besonders für die Zukunft von Kindern engagieren.
Hirschhausen forderte in seiner mitreißenden Dankesrede nicht nur mehr Engagement zur Eindämmung der massiven gesundheitlichen Folgen, die Umweltverschmutzung und Klimawandel für Kinder wie Erwachsene mit sich brächten. Er warb bei seiner Zuhörerschaft auch flammend dafür, sich an der bevorstehenden Europawahl zu beteiligen, und nicht jenen das Feld zu überlassen, die die Demokratie unterminieren.
"Wie klingt Europa? Welche Stimmen prägen die aktuelle Literaturlandschaft unseres Kontinents? Was für Themen bewegen sie?" Diesen Fragen gehen in München in einer seltenen Kooperation das Goethe-Institut, das Institut Français, das Instituto Cervantes, das Istituto Italiano di Cultura, das Tschechische Zentrum und die Münchner Stadtbibliothek nach. "Europa im Original" ist die gemeinsame Veranstaltung betitelt, ein literarisches Treffen der europäischen Sprachen unter freiem Himmel am 28. Juni, beginnend um 16 Uhr. Bis es dunkel wird, tragen Schriftsteller aus ganz Europa kurze Texte im Garten des Palais Seyssel d'Aix vor (Kaulbachstraße 13).
Auch die Münchner Couture-Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof wollen Menschen dazu bewegen, zur Europawahl zu gehen. Dafür arbeiten sie erneut mit dem Upcycling-Atelier Bellevue Couture des Sozial- und Flüchtlingsprojekts Bellevue di Monaco zusammen. "Eine hohe Wahlbeteiligung ist heute wichtiger denn je. Europa verbindet", sagen die beiden. Ihre in Handarbeit gefertigte, aufwendige Patchwork-Europa-Robe ist ein Einzelstück, kreiert aus Stoffresten. Im Design wurden europäische Flaggen aus Überbleibseln der Talbot-Runhof-Produktion eingearbeitet und auf der Brust deutlich lesbar prangend der Aufruf "Vote". So wird die Trägerin zum lebenden Plakat, und das ist schön.