Europas größtes Partyareal:"Wenn Kult, dann Willenlos"

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Auch die Gewaltdelikte seien um rund zehn Prozent zurück gegangen, sagt Bogosyan, seitdem es vor und in den Clubs fast 40 Kameras gebe. Von der Russendisko Kalinka, vor allem bekannt für ihre nicht gerade sanften Vodka-Exzesse, ist nur noch der große Leninkopf übrig. Hier zieht nun das Willenlos ein. Der einzige Club der Kultfabrik, der - obwohl der Name Schlimmes vermuten lässt - inzwischen auch den ein oder anderen Studenten aus der Innenstadt lockt, will sich vergrößern.

Vor der Tür hat sich eine lange Schlange gebildet, im Hinterzimmer sitzt Geschäftsführer Manfred Retzer und tippt eifrig Zahlen in seinen Taschenrechner. Das Geschäft läuft gut - dabei gibt es auch hier vor allem Mainstream-Musik, Ficken-Schnaps und junge, leichtbekleidete Mädchen. "Aber wenn Kult, dann Willenlos, sonst kann man hier doch nirgends hingehen", sagt ein Student an der Bar. Seine Freunde nicken. "Das Gesamtkonzept stimmt", sagt Retzer im Hinterzimmer und grinst.

Das Willenlos soll auch den Familien erhalten bleiben, die ab 2014 die düsteren Gassen der Kultfabrik, die bislang allesamt nach Getränkeherstellern benannt sind, bevölkern. Und die Kantine. Hier funktioniert das Zusammenspiel bereits. Tagsüber treffen sich in der ehemaligen Werkskantine von Pfanni Arbeiter, Künstler und Clubbetreiber zum Mittagessen, abends gibt es inzwischen immer öfter Livejazz. Nur: So richtig voll ist es hier eher selten. Wer in die Kultfabrik kommt, sucht bislang Ballermann. Aber das kann sich ja noch ändern.

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