Best of Arvo Pärt im Prinzregententheater MünchenMusikalische Reise nach Estland

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Das Gastspiel des Estnischen Philharmonischen Kammerchors in München war ausverkauft.
Das Gastspiel des Estnischen Philharmonischen Kammerchors in München war ausverkauft. (Foto: Kaupo Kikkas)

Der Estnische Philharmonische Kammerchor unter Tõnu Kaljuste gastiert mit einem außergewöhnlichen Programm in München: Gesungen werden Werke des großen Komponisten Arvo Pärt – in fünf Sprachen. Warum der Abend so viele verzaubert.

Kritik von Michael Stallknecht

Arvo Pärt, der im September seinen 90. Geburtstag feiern wird, erreicht ein breites Publikum wie kaum ein zeitgenössischer klassischer Komponist – schon optisch ungewöhnlich divers, wie nun im Prinzregententheater zu erleben.

Schließlich ist zur lange ausverkauften „Arvo-Pärt-Nacht“ ein Ensemble angereist, das mit der Musik des Esten engstens verbunden und vertraut ist: der Estnische Philharmonische Kammerchor unter seinem Gründer Tõnu Kaljuste. Er singt ein zweistündiges „Best-of“ all dessen, was Pärt für Chor a cappella geschrieben hat: Vertonungen von geistlichen Texten der verschiedenen christlichen Konfessionen, in insgesamt fünf Sprachen. Lateinische Klassiker sind darunter wie das „Magnificat“, das „Nunc dimittis“ oder das Credo (in „Summa“), englische wie „The Deer’s Cry“ und „Which Was the Son of …“, kirchenslawische wie im „Kanon Pokajanen“ und sogar deutsche in den „7 Magnificat-Antiphonen“.

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Die knapp 30 Männer und Frauen singen die alten Texte von Tablets, da ist man in Europas Norden moderner als hierzulande. Die Präzision ist makellos, bis in die Koordination einzelner Konsonanten hinein, Dissonanzen werden messerscharf ausgehört. Kaljuste dirigiert nüchtern und unaufwändig, schließlich zielt Pärts Musik nicht auf Emotionalisierung, sondern auf Kontemplation. Entsprechend schlank singt der Kammerchor, mit wenig Vibrato, aber eindringlich, besonders im Forte, das eine fast brennende Dichte erreicht. Der Klang bleibt dabei immer homogen, lässt aber Raum für den einzelnen, nicht nur in den Soli, für die strahlenden Soprane ebenso wie für die satten tiefen Bässe.

Als hätte es sich verabredet, unterbricht das Publikum beide Hälften des Konzerts nicht durch Beifall, was ihm fast den Charakter, jedenfalls die Konzentration eines Gottesdiensts gibt. Es ist offensichtlich diese Versenkung, die in einer dauererregten Welt ganz unterschiedliche Menschen bei Arvo Pärt finden.

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