Welch ein Name: Airbräu! Das schmeckt nach Luft und Hopfen, nach Himmel und Erde, nach Wolken und Rausch. Früher stand der Airbräu ganz oben auf der Website www.billigsaufen.de, leider wurde diese superbe Informationsquelle eingestellt. Aber mit 2,50 Euro für die Halbe legt man auch so in und um München einen Tiefstpreisrekord hin, noch dazu in einer Umgebung, die weltweit dafür bekannt ist, Reisende nach Strich und Faden auszunehmen: mitten im Flughafen.
Gleich wenn man von der S-Bahn in Richtung Terminal II mit der Rolltreppe ins Licht fährt, liegt er da, der Airbräu, linker Hand, zunächst als großer, locker gestellter und überdachter Biergarten, dann drinnen als ebenso großzügige Trink- und Fresshalle. Ein kreisrunder See ziert den Garten, auf dessen Rand warnen Schilder: Kein Trinkwasser, Eltern haften für ihre Kinder. Damit Passagiere aus fernen Ländern mit allzu lockeren Sitten gleich Mal wissen, dass sie hier in Deutschland sind, wo man kein Wasser aus Biergartenseen zu trinken hat!
Dem Münchner Airport beschert der Airbräu einen wahrhaft bedenkenswerten Rekord: Dank ihm ist MUC der einzige Flughafen weltweit mit eigener Brauerei, die hier angebotenen Biere sind nicht nur unfiltriert, also ein bisschen trüb, sondern stammen allesamt - bis auf das Alkoholfreie - aus eigenem Kessel. Dementsprechend klingen die Namen: Das Helle heißt "Fliegerquell", was auf den alten Pilotenscherz zurückgehen könnte, dass diese zwölf Meter vor dem Flugzeug mit dem Trinken aufhören sollten. Das Weißbier "Kumulus" ist auch nicht ohne, schließlich verheißt der Kumulonimbus (im Fliegerdeutsch "Charly Bravo") heftiges Gewitter. Und auch das Pils "Jetstream" trinkt man nicht gefahrenfrei, denn so ein Stream kann gut und gerne mit mehr als 500 Stundenkilometern blasen. Nichtsdestotrotz schmecken die Biere hier ganz ausgezeichnet.
Und was die Speisen angeht, so ist nicht nur deren Preisleistungsverhältnis ganz unflughafenmäßig reell, sie entsprechen in ihrer Kolossalität eher dem Jumbo denn dem Learjet. Als Krone bietet der Airbräu das Gericht "Überschall" für 19,90 Euro. Auf dem Teller sind da: Schweinsbraten, Schweinshaxe, Ente, Knödel, Blaukraut, Fasskraut - bis auf die Ente kann man nachholen, so oft man will. Auch gibt's noch eine Maß Helles dazu. Wer danach fliegt, muss wahrscheinlich fürs Übergewicht bezahlen.
Die beiden Wirtinnen Franziska Kumpf und Juliane Pfaff legen Wert darauf die Feststellung, dass sie 90 Prozent ihrer Lebensmittel in Bayern beziehen, was nett ist, aber auch nicht viel bedeutet. Eindeutiger ist da schon, dass im Speisekartenhalter ein Prospekt steckt, in dem für die dritte Startbahn geworben wird. Nach entsprechendem Getränkeverzehr hat dann München insgesamt sechs. Nicht schlecht. Munich Airport Center, Ebene 03, täglich geöffnet von 8 bis 1 Uhr.
Text: Ivan Lende