Süddeutsche Zeitung

Es begab sich...:Weiches für die zarte Haut

Astrid Benicke schwört auf Windeln aus Stoff

Von Nicole Graner

"Und sie gebar ihren ersten Sohn

und wickelte ihn in Windeln."

Mit langen, schlanken Fingern faltet sie den gestrickten Baumwollschal zusammen, stülpt einen Saum um, legt eine Molton-Einlage hinein und schnürt das kleine Paket mit dünnen Bändchen zu. Darüber kommt eine grüne Strickhose, die das Baby-Bäuchlein und die Nieren schön warm halten. Jeder Griff sitzt. Astrid Benicke (Foto: privat) hat das Wickeln mit dem Strick-"Tuch" oft geübt. Sehr oft.

Als sie mit ihrem ersten Sohn schwanger war, überlegte sie lange, wie und mit welchen Windeln sie wickeln wollte. Sie entschied sich für Stoffwindeln. Natürlich nicht wie zu Zeiten Marias, in denen die Babys in ein quadratisches Tuch ge- und mit sechs Meter langen Stoffbändchen umwickelt wurden, sondern für verschiedene bunte Modelle der "All in one" oder "All in three"-Windel. Also: Höschen und Einlage oder Außenwindel, Innenwindel und Saugeinlage. Es gibt handgefertigte. Es gibt sie mit Woll-Einsatz, atmungsaktiven, wasserdichten Innenhöschen. Mit Druckknöpfen, mit Klettverschluss. Hauptsache: Nur Stoff kommt an den zarten Baby-Popo.

"Ich habe damals sehr lange recherchiert", sagt Benicke, "bis ich mich getraut habe, das erste Paket teure Stoffwindeln zu bestellen." Die 34-jährige Mutter aus Obermenzing hat sich immer weiter informiert. Dieses Wissen wollte sie weitergeben. Heute ist sie - ihr Sohn ist 17 Monate - Stoffwindelberaterin. Eine von 200 in Deutschland, und Gründe, auf Stoffwindeln umzusteigen, gibt es viele. Da sei der ökologische Aspekt, der immer mehr eine Rolle spiele, wie Benicke sagt. "Klar, die Windeln sind teuer, kosten an die 25 Euro. Und 20 bis 25 braucht man schon." Aber die Höschen sind verstell- und waschbar. Und wenn man sie richtig wäscht, gibt es kaum wunde Pos. "Ärzte verschreiben viele Stoffwindeln", sagt Benicke. Auch spricht die Beraterin, die Personalentwicklerin ist, nicht von Windeln, sondern von Kleidungsstücken. "Denn sie sehen alle sehr schön aus." Alles Argumente, die immer mehr Eltern bei ihren herzlich geführten Beratungsgesprächen überzeugen.

Maria hätte sicher gerne ihrem Jesuskind im Stall auch so ein schönes, wärmendes Stück gegönnt. Vielleicht mit aufgedruckten Schafen. Oder viel besser: mit Engeln.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2016
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