Pfarrgemeinderatswahl in München:Wahlmüde Christen

Pfarrgemeinderatswahl in München: Mehr als fünf Millionen Gläubige waren am Sonntag zur Pfarrgemeinderatswahl aufgerufen, doch in der Erzdiözese München und Freising beteiligten sich nur wenige daran.

Mehr als fünf Millionen Gläubige waren am Sonntag zur Pfarrgemeinderatswahl aufgerufen, doch in der Erzdiözese München und Freising beteiligten sich nur wenige daran.

(Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Nicht einmal sieben Prozent der Münchner Katholiken sind zur Wahl ihres Pfarrgemeinderats gegangen. Ein Grund liegt nach dem aktuellen Missbrauchsgutachten im schwindenden Vertrauen in ihre Kirche.

Von Andrea Schlaier

Um fast acht Prozentpunkte ist die Beteiligung an der Wahl zu den Pfarrgemeinderäten im Vergleich zu 2018 am vergangenen Wochenende in der Erzdiözese München und Freising eingebrochen. Nurmehr 12,3 Prozent der Katholiken machten nach den bisher vorliegenden Zahlen ihr Kreuz auf den Listen der ehrenamtlichen Gremien. In der Stadt München mit ihren 115 katholischen Pfarreien waren es 2018 schon nur magere 7,8 Prozent. Diesmal kamen nicht mehr als 6,7 Prozent zusammen. Das entspricht gut 25 000 Wählerinnen und Wählern. Sie haben 1442 Gläubige in die neuen Gremien gewählt. Mit knapp 57 Prozent sind mehr als die Hälfte davon Frauen, Tendenz steigend.

Nicht einmal die Online-Wahl konnte die Beteiligung steigern

Ein Grund für die zurückgegangene Wahlbeteiligung sieht der Diözesanrat der Katholiken im "stark belasteten" Vertrauen der Gläubigen in ihre Kirche durch das aktuelle Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Bereich der Erzdiözese. Außerdem nehme man eine sinkende Kirchenbindung in großen Teilen der Gesellschaft wahr.

Erstmals wurde in diesem Jahr die Briefwahl durch das Angebot zur Online-Wahl ersetzt, um auch Gläubige zu erreichen, die nicht regelmäßig in den Gottesdienst gehen und damit im Anschluss auch nicht ihre Stimme im Wahlbüro nebenan abgeben. Knapp zwei Drittel aller Wählenden, teilt die Verwaltung der Erzdiözese mit, hätten davon Gebrauch gemacht. In einer höheren Gesamtwahlbeteiligung hat sich dies gleichwohl nicht niedergeschlagen. Grundsätzlich seien mehr Menschen auf dem Land als in der Stadt an die Urne gegangen. Spitzenreiter in der Stadt München war mit knapp 17 Prozent Wahlbeteiligung die Gemeinde des Liebfrauendoms, gefolgt von knapp 13 Prozent in St. Quirin Aubing. Schlusslicht ist St. Pius im Dekanat Perlach mit 1,7 Prozent.

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