Erschreckende Chronik:Überblick über Rechtsextremes

Neue Infoplattform dokumentiert Übergriffe und Vorfälle von rechts

Von Martin Bernstein

Der jüngste Eintrag ist noch nicht einmal eine Woche alt: eine Hakenkreuzschmiererei, am vergangenen Samstag von Unbekannten an die städtische Jugendeinrichtung an der Ganghoferstraße gesprüht. Der Vorfall ist in der neuen "München-Chronik. Auflistung rechter und diskriminierender Vorfälle und Aktivitäten" verzeichnet - einer jetzt freigeschalteten Infoplattform für Stadt und Landkreis München. Unter www.muenchen-chronik.de dokumentieren die Projektpartner - die Beratungsstelle Before, die Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (Firm) und die Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (Aida) - rassistische, antisemitische, lesben- und schwulenfeindliche, extrem rechte und andere diskriminierende Vorfälle, Attacken und Übergriffe.

Darüber hinaus dokumentiert die Seite Kundgebungen, Demonstrationen, Veranstaltungen und andere Aktionen rechtsextremer und rechtspopulistischer Gruppierungen. "In die Chronik fließen nicht nur Ereignisse ein, die zur Anzeige gebracht wurden", erläutern die Initiatoren, sondern auch anscheinend alltägliche Formen von Ausgrenzung wie etwa Beleidigungen, Bedrohungen und Aufkleberaktionen, die den Behörden oftmals aus den unterschiedlichsten Gründen nicht gemeldet werden. Eine Kartenfunktion zeigt die Einträge in ihrer Verteilung im Stadtgebiet. Ein Blick auf die Karte lässt einen ob der schieren Menge der registrierten Vorfälle erschrecken - zumal die Initiatoren betonen, dass das Bild keineswegs vollständig sein kann. So ist beispielsweise der Patrouillengang der rechten "Soldiers of Odin" Anfang November in Pasing und der Innenstadt noch nicht verzeichnet. Man müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, heißt es auf der Internetseite.

Dennoch: "Durch die Verknüpfung der Informationen über individuelle Diskriminierungsfälle und Übergriffe aus unserer Arbeit mit anderen extrem rechten und menschenfeindlichen Ereignissen, entsteht ein besserer Überblick über die Lage in unserer Stadt", sagt Damian Groten von Before. "Die Nutzer können sich so ein umfassendes Bild von menschenfeindlichen Übergriffen und rechten Aktivitäten in München machen." Ergänzend soll es auf der Internetseite längere Beiträge über rechte Organisationen, Strukturen und Themen geben.

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