Erpresserischer Menschenraub:Anklage gegen brutale Entführer

Sie bedrohten ihre Opfer mit Schusswaffen, entführten sie und raubten sie aus: Dreimal schlugen die Räuber zu, zuletzt am Westfriedhof in München. Etwa fünf Monate nach der Verhaftung des Räuberpärchens, hat die Staatsanwaltschaft München nun Anklage erhoben.

Florian Fuchs

Sie stiegen zu ihren Opfern ins Auto, bedrohten sie mit einer Schusswaffe, schlugen sie brutal zusammen und raubten sie aus - eine Münchnerin ist von einem dieser Überfälle noch immer psychisch schwer traumatisiert. Etwa fünf Monate nach der Verhaftung des Räuberpärchens, hat die Staatsanwaltschaft München nun Anklage gegen den 37 Jahre alten Richard H. und seine 27 Jahre alte Lebensgefährtin Beata V. erhoben. Der Vorwurf lautete auf erpresserischen Menschenraub, den Beschuldigten droht eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren.

Drei Überfälle legt die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten zur Last, der in München war besonders brutal: Am 21. März um 19 Uhr soll Richard H. eine 51-jährige Computerfachfrau an der U-Bahnstelle Westfriedhof angesprochen haben, ob sie ihn mit dem Auto vom Park-and-Ride-Parkplatz zu einem EC-Automaten fahren könne. Die Frau lehnte ab.

Als sie in ihren Wagen einsteigen wollte, zog der Angreifer nach Darstellung der Staatsanwaltschaft eine Softairwaffe und drängte die Frau auf den Beifahrersitz. Komplizin Beata V. setzte sich in den Fond des Fahrzeugs und fesselte die 51-Jährige, die in Panik nach Hilfe schrie. Der Beschuldigte soll sie mehrfach in den Bauch und ins Gesicht geschlagen haben, wodurch sie schwere Verletzungen erlitt.

Dann drohten die Angreifer ihrem Opfer, sie zu erschießen, wenn sie nicht die Geheimnummer ihrer EC-Karte verrate. Die 51-Jährige nannte in ihrer Panik eine falsche Nummer, weshalb ihre Peiniger vergeblich zu mehreren Geldautomaten fuhren und versuchten, Geld abzuheben. Schließlich stellten die mutmaßlichen Täter das Auto mit dem gefesselten Opfer in der Nähe des Krankenhauses Barmherzige Brüder in der Romanstraße ab und flohen mit ihren Wertsachen. Um 20.30 Uhr fand ein Anwohner die verletzte Frau und befreite sie.

In Wien war das Pärchen einige Tage vor dem Überfall auf die Frau am Westfriedhof ähnlich vorgegangen. Damals lotsten die mutmaßlichen Täter die Taxifahrerin in das Parkhaus eines Einkaufszentrums, hielten ihr die Waffe in den Nacken und flohen mit den Wertsachen. Richard H. soll seinem Opfer dabei gedroht haben, ihr den Finger abzuschneiden, weil sich die Ringe erst nicht abziehen ließen. Noch ein paar Tage zuvor soll das Pärchen in Frankfurt auf einem öffentlichen Parkplatz eine 72 Jahre alte Frau abgepasst haben. Auch hier fesselten die Angreifer ihr Opfer, schlugen es und bedrohten es mit einer Waffe, bis sie die Geheimnummer ihrer Scheckkarte verriet. Die Täter flohen mit mehr als 1000 Euro Bargeld, einem goldenen Ring, einem Mobiltelefon, einer Uhr und dem Autoschlüssel.

Weil die Fahnder aus München und Frankfurt Parallelen zwischen den Fälle in ihren Städten entdeckten, tauschten sie ihre Ermittlungsergebnisse aus und suchten mit Fotos von Überwachungskameras nach den Tätern. Bereits wenige Tage nach dem Überfall am Westfriedhof erkannte eine Zivilstreife das Pärchen in Frankfurt auf der Straße und nahm die Verdächtigen fest. Sie trugen unter anderem Kabelbinder und Tickets aus München vom Tattag bei sich. Inzwischen haben sie die Vorwürfe weitgehend eingeräumt.

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