Süddeutsche Zeitung

Eröffnung:Hip und elegant

Das neue Restaurant Shimai will nicht irgendein Vietnamese sein

Von Franz Kotteder

Wenn früher ein neuer Vietnamese eröffnete, dann fotografierte er seine Gerichte, packte die Fotos zusammen mit der Zahl des Gerichts auf der Speisekarte in Laminierfolie und hängte sie ins Schaufenster des Lokals. Im Falle des Shimai in der Theresienstraße 87 sieht das anders aus. Da gibt es einen roten Teppich, ein weißes Eventzelt vor dem Eingang, an dem eine große Schale voller Eis mit frischen Austern auf den Gast warten, dazu prickelnde Getränke und Cocktails. Und das ist erst der Anfang.

Das Shimai ist aber auch nicht irgendein Vietnamese. Und auch nicht nur ein vietnamesisches Restaurant der gehobenen Sorte, sondern eines, das auch japanische und mitteleuropäische Einflüsse zulässt. Darin ist es vergleichbar mit seinem älteren Bruder, dem Shami in der Schwabinger Marktstraße, das als eines der besten asiatischen Restaurants der Stadt gilt. In der Tat sind die beiden eng verbunden. Mitinhaber ist jeweils Viet Hai Pham, ein begnadeter Koch und Gastgeber. Die Speisekarten ähneln sich, es gibt viele Gerichte aus dem Wok, Currys mit Huhn, Rind und Schwein, aber auch Vegetarisches. Gemüse-Tempura, gebratener Reis und verschiedene Dim Sums sind am Eröffnungsabend allesamt von bewährter Qualität. Auch die hausgemachten Limonaden und die asiatischen Cocktails bringen ihren Ruf schon vom Shami mit.

Am Eröffnungsabend aber staunen die Gäste vor allem über die Innenarchitektur. Vorne findet man einen loungeartig ausgebreiteten, roten Salon mit Bar und kleinen Tischen, eher was für die kleinen Mahlzeiten zwischendurch. Ein Gang führt dann an der Küche vorbei zum Hinterzimmer, dem eigentlichen Restaurant. Dezente Buntheit auf den Sitzbänken, kleine Zweier- und Vierertische, eine offenbar handgeschnitzte Decke. An den Wänden aber ausufernde Chinoiserien mit Drachen und fliegenden Fischen in Schwarzweiß. Beim genauen Hinsehen stellt man verblüfft fest: Die Tapete ist vom französischen Modeschöpfer Jean Paul Gaultier . . . Die Designerin Natalie Nygyen-Ton hat sie für ihr Konzept verwendet und dazu noch ein imposantes, mannshohes Bild mit japanisch angehauchter Tattoo-Ästhetik an die Stirnwand gesetzt. Das wirkt hip und elegant zugleich, und vermutlich wird sich das dazu passende Publikum zahlreich hier einfinden.

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Quelle:
SZ vom 23.07.2018
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