Süddeutsche Zeitung

Street-Art in München:Rätselhafte XVII

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An vielen Häusern im Glockenbachviertel prangt neuerdings die Zahl 17 in römischen Zeichen. Doch was will uns der Künstler damit sagen?

Von Thomas Anlauf

Sind es geheime Botschaften? Hinweise auf etwas, das sich hinter Häuserfassaden verbirgt? Und warum sind die Zeichen mal in luftiger Höhe, mal in Bodennähe? Es ist eine schlichte römische Zahl, die seit einiger Zeit immer öfter an Wänden auftaucht, vor allem im Glockenbachviertel. Und diese Zahl gibt nicht nur der Münchner Polizei Rätsel auf: XVII, die Siebzehn.

Die Koordinierungsgruppe Graffiti München (Kogram) des Polizeipräsidiums beobachtet seit Längerem, wie sich die Zeichen in der Stadt ausbreiten. "Uns liegen insgesamt neun Anzeigen vor", sagt Polizeisprecher Christoph Reichenbach. Die ersten Zahlen tauchten im September vergangenen Jahres auf. Aber was die römische Zahl bedeuten könnte, ist auch den Graffiti-Experten der Polizei nicht klar. "Das ist wohl irgendeiner, der was mit der Zahl im Kopf hat", sagt Reichenbach. Die Kogram-Leute werten die Zeichen deshalb als "Schmiererei" und ermitteln wegen Sachbeschädigung.

Dabei unterscheiden sich die "Tags", wie derartige Zeichen genannt werden, von den meisten üblichen "Signaturen" anderer Graffiti-Künstler. Die XVII ist meist mit Farbe und Schablone aufgetragen; manchmal aber auch aus schwarzem Schaumstoff ausgeschnitten und an eine Hauswand geklebt.

Im Italienischen gilt die 17 als Unglückszahl

Der anonyme XVII-Aktionist muss auch ein echter Kletterkünstler sein. An der Baumstraße im Glockenbachviertel und an der Erhardtstraße prangt die Zahl jeweils fast unter dem Dach. Zwar finden sich die Zeichen vereinzelt auch in der Au und im Olympiagelände, doch eindeutiger Schwerpunkt der XVII-Zeichen ist das Gebiet um die Klenzestraße südlich der Fraunhoferstraße.

Die römische Zahl könnte Vieles bedeuten. Im Italienischen gilt die 17 als Unglückszahl wie im Deutschen die 13. In der Genesis heißt es, dass "am siebzehnten Tag des zweiten Monats" die Sintflut über die Welt hereinbrach. Die XVII könnte auch für eine der drei römischen Legionen stehen, die bei der Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus von den Cheruskern geschlagen wurden. "Nummer 17" heißt ein Film von Alfred Hitchcock, der in einem unheimlichen Haus in London spielt. Die Zahl gibt es auch für eine Tarotkarte in dem Computerspiel "The Binding of Isaac", die dem Spieler ermöglicht, in einen verschlossenen Raum zu gelangen.

"Der tiefere Sinn und die Aussage, die hinter den Kunstwerken steht, wird vermutlich vor allem dem Künstler bekannt sein", heißt es auf www.i-love-urbanart.com. Sebastian Pohl vom Streetart-Verein "Positive Propaganda" sagt hingegen: "Das ist einfach jemand, der Tags macht. Aber ich mag Tags." Die XVII bleibt wohl ein Sommerrätsel.

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Quelle:
SZ vom 29.08.2015
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