Ermittlungen gegen Dekan eingeleitet:Der Präsident greift durch

Verdacht auf Mauscheleien an der Sport-Fakultät: TU-Chef Wolfgang Herrmann leitet interne Ermittlungen gegen den Dekan ein. Er soll dienstliche und private Belange vermengt haben - auch zum finanziellen Schaden der TU.

Sebastian Krass

Krisenstimmung an der Technischen Universität (TU) München: Nach Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten in der Amtsführung des Dekans der Sport-Fakultät hat TU-Präsident Wolfgang Herrmann reagiert und umfassende Untersuchungen angekündigt. "Ich nehme das sehr ernst und habe eine Innenrevision eingeleitet", sagte Herrmann der Süddeutschen Zeitung. Dabei werde nicht nur der Lehrstuhl des Dekans Jürgen B. unter die Lupe genommen, sondern die gesamte Fakultät. Zudem wird sich laut Herrmann eine Kommission mit der Doktorarbeit von B.s Mitarbeiterin, die inzwischen seine Ehefrau ist, prüfen.

Ermittlungen gegen Dekan eingeleitet: Leitet Ermittlungen gegen den Dekan ein: TU-Chef Wolfgang Herrmann.

Leitet Ermittlungen gegen den Dekan ein: TU-Chef Wolfgang Herrmann.

Wie die SZ am Samstag berichtete, soll B. in verschiedenen Bereichen dienstliche und private Belange unzulässig vermengt haben - auch zum finanziellen Schaden der TU. So sollen B. und seine Lehrstuhlmitarbeiter für Nebentätigkeiten, anders als vorgeschrieben, keine Abgaben an die TU geleistet haben. Zudem soll es bei der Abrechnung von Dienstreisen, die B. mit seiner Mitarbeiterin und Ehefrau unternommen hat, zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. "Jetzt werden Einladungen, Aufenthaltszeiten und Abrechnungen genau überprüft", erklärt Herrmann. Zuständig dafür sei der Kanzler der TU. Zudem sei zu prüfen, ob die internen Regeln etwa für Dienstreisen "adjustiert" werden müssten.

Die Angelegenheit ist auch für Herrmann persönlich unangenehm. In der Uni ist bekannt, dass er bisher große Stücke auf B. gehalten hat. "Ich schätze ihn als Wissenschaftler sehr", sagt er auch jetzt. Über den nun aufgekommenen Verdacht sei er "überrascht" und "irritiert". Der TU-Präsident gibt auch zu, bereits von schweren Störungen des Betriebsklimas in der Sport-Fakultät gehört zu haben. Offenbar hat er aber den dafür verantwortlichen Dekan B. deswegen bisher noch nicht zur Rede gestellt.

Auch über die Umstände der Promotion von dessen Mitarbeiterin und heutiger Ehefrau will Herrmann mehr Klarheit: "Der Prüfauftrag an den Ombudsmann für wissenschaftliches Fehlverhalten ist bereits erfolgt." B. hatte die Arbeit zunächst betreut und später an einen pensionierten Mitarbeiter seines Lehrstuhls abgegeben. Dessen Rolle soll nun untersucht werden. Die Dissertation war mit "magna cum laude", der zweitbesten Note, bewertet worden. Zudem gewann die Autorin damit im Jahr 2010 den Promotionspreis der TU, der mit 1500 Euro dotiert ist und vom Bund der Freunde der TU verliehen wird.

Herrmann, der auch stellvertretender Vorsitzender dieses Vereins ist, kritisiert, er habe damals noch nichts von der privaten Verbindung zwischen dem Dekan und der Mitarbeiterin gewusst. "Sonst hätte ich vor der Preisverleihung noch mal nachgefragt, ob das alles korrekt gelaufen sei." Er habe aber erst 2011 von der Liaison erfahren. "Daraufhin habe ich den Dekan angerufen und gesagt, dass es aus Compliance-Gründen nicht in Frage kommt, dass er Vorgesetzter seiner Ehefrau ist. Er hat das dann akzeptiert." Inzwischen ist die Mitarbeiterin dienstrechtlich einem anderen Lehrstuhl zugeordnet. Auf die Frage, ob Jürgen B. nicht selbst die Hochschulleitung über die Beziehung hätte informieren sollen, erwidert Herrmann: "Ich weiß nicht, ob er mal darauf gekommen ist."

Der TU-Chef erwartet, dass die Untersuchungen Ende Januar beendet sind. Welche Konsequenzen B. drohen könnten, wenn sich die Verdachtsmomente bestätigen sollten, deutet Herrmann nur an: "Das ist noch schwer zu beurteilen. Vorerst gilt die Unschuldsvermutung. Aber wir alle unterliegen dem Dienstrecht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: