Konzert:Franz Schubert in love

Konzert: Gitarre, Cello, Tuba, Schlagzeug: die Erlkings haben es damit in die Hochkulturtempel geschafft.

Gitarre, Cello, Tuba, Schlagzeug: die Erlkings haben es damit in die Hochkulturtempel geschafft.

(Foto: Julia Wesely)

Klassischer Liedgesang in neuen Kleidern: Die Wiener Band "The Erlkings" stellt ihr neues Album vor

Von Michael Stallknecht

Nein, die Liebe gehörte nicht wirklich zu den Talenten Ludwig van Beethovens, der seinen einzigen Liederzyklus nicht umsonst "An die ferne Geliebte" richtete. Hätte Beethoven schon ein Facebook-Profil gehabt, sein Beziehungsstatus wäre wohl über "It's complicated" nie hinausgekommen. Wie er dann wahrscheinlich geklungen hätte, kann man auf der neuen CD der Erlkings hören. Das ist eine Wiener Band, die, geleitet von einem amerikanischen Singer-Songwriter, klassische Lieder ins Englische übersetzt und die Klavierbegleitung für Gitarre, Cello, Tuba und Schlagzeug arrangiert. "Abscheulicher, wo eilst du hin?", mögen einige Klassikfans da mit Beethovens "Fidelio" fragen. Doch haben sie Bryan Benner und seine Jungs erstmal gehört, sind die meisten von ihnen begeistert. So begeistert, dass The Erlkings sich inzwischen sämtliche Hochkulturtempel des klassischen Liedgesangs erobern.

Schon Beethoven hat für die Mandoline komponiert. Hier klingt sie nach Bluegrass

Geschafft haben sie das vor allem mit einem anderen Wiener Liedermacher, dessen "Erlkönig" sie auch ihren Namen verdanken: Franz Schubert, dem sie, ebenfalls in der kommenden Woche erscheinend, derzeit schon das dritte Album widmen. Bei Beethovens "An die ferne Geliebte" und anderen seiner bekanntesten Liebeslieder hätte es gleichwohl komplizierter werden können, sind die doch deutlich spröder. Was nichts mit dem Beziehungsstatus des Komponisten zu tun hat, sondern mit der klassischeren, in Sachen Emotion maßvolleren Haltung. Mit Marcello Smigliante Gentile haben sich die Erlkings denn auch eigens einen fünften Mann an Bord geholt, der ein kleines Instrument spielt, für das schon der große Beethoven komponierte: die Mandoline. Das hier aber gleichzeitig immer so klingt, als habe er auch schon den Bluegrass gekannt. Oder einen jener italienischen Sänger, die einem bevorzugt beim Abendessen in südlichen Sommernächten auflauern, an die man sich hinterher aber doch irgendwie gern erinnert.

Die Erlkings sind zum Glück dezenter und übergießen Beethovens Klavierbegleitungen nicht mit fetter Klangsoße, sondern entwickeln daraus mit feinen Klangtupfen wunderbar wunderliche kammermusikalische Arrangements. Und Benner, sich selbst wie immer an der Gitarre begleitend, singt Beethovens Melodien so zärtlich, als bringe ihnen Elvis persönlich sanft, aber bestimmt den Hüftschwung bei. "Heart, my heart, what are you doing? How have you lost all controll?", mag sich Beethoven da in seinem Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof fragen. Oder, mit dem Originaltext zu "Neue Liebe, neues Leben" von Johann Wolfgang von Goethe: "Herz, mein Herz, was soll das geben? Was bedränget dich so sehr?"

Am Dienstag, 26. April, werden die Erlkings ihre neuen Alben im Studio 2 des BR-Funkhauses vorstellen, wenn auch nicht vor Publikum. Denn der Bayerische Rundfunk hat leider eine scharfe Corona Task Force im Haus. Immerhin: BR-Klassik überträgt das Release Concert live im Radio.

Live in BR-Klassik am 26. April um 20.05 Uhr; CDs "The Erlkings - Beethoven" und "The Erlkings- Schubert Vol. 3" ebenfalls von 26. April an im Shop bei www.theerlkings.com oder auf den gängigen Streaming-Plattformen

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