Erinnerungen:Trümmerhaufen und Petticoats

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1925 fuhr auf der Lindwurmstraße die noch die Trambahn. (Foto: Archiv der Freunde des Münchner Trambahnmuseums)

Manche Bewohner haben ihr ganzes Leben an der Lindwurmstraße verbracht - und dort sogar Skifahren gelernt

Viel Schnee hat es nicht gegeben in diesem Winter. Ganz anders als früher, erinnert sich Friedrich Mayer. Damals, als durch die Lindwurmstraße noch die Trambahn Richtung Thalkirchen ruckelte, sei die Stadt im Winter ein einziges verschneites Weiß gewesen. Als kleiner Bub wartete Friedrich Mayer ungeduldig, bis die Schneedecke auf der Straße dick genug war. Dann schnürte er sich die Lederbindung seiner Holzski an den Schuhen fest und sauste mit seinen Freunden die lange Straße entlang. "Andere Kinder lernen Skifahren in den Alpen, wir fuhren auf den Tramgleisen." Friedrich Mayer hat eigentlich einen anderen Nachnamen. In seinem Quartier, der Lindwurmstraße, kenne man ihn eh. Außerhalb möchte er lieber anonym bleiben. Der 85-Jährige ist ins Café Diba gekommen, um sich den Vortrag "Vom Trümmerhaufen zum Trendviertel" anzuhören. Ottilie Würzburger erzählt über 78 Jahre in ihrem Viertel. Sie wohnt schon ihr ganzes Leben in der Schmellerstraße, ein paar Schritte von der Lindwurmstraße entfernt. Außer Friedrich Mayer sind noch gut drei Dutzend weitere Gäste gekommen, die Barfrau schleppt noch ein paar zusätzliche Stühle heran. Manche Zuhörer sind neu in der Lindwurmstraße, andere leben schon seit vielen Jahren hier. Friedrich Mayer kennt Ottilie Würzburger noch nicht. Viele Erinnerungen haben sie aber gemeinsam.

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