"Erfolgreicher Neustart":Transplantationen: Klinikum rechts der Isar wird ausgezeichnet

Organspende

In einer speziellen Kühlbox werden Spenderorgane transportiert.

(Foto: picture alliance / dpa)
  • Insgesamt soll es in den Jahren 2008 bis Mitte 2012 im Klinikum rechts der Isar sogar 36 Verstöße gegen die Richtlinien zur Lebertransplantation gegeben haben.
  • Nach einem "Neustart" ist das Krankenhaus nun mit einem der drei bayerischen Organspendepreise ausgezeichnet worden.
  • Die bayerische Gesundheitsministerin Huml verleiht den Preis für außerordentliches Engagement von Krankenhäusern zur Gewinnung von Spenderorganen.

Von Dietrich Mittler

Einer der drei bayerischen Organspendepreise geht in diesem Jahr an das Klinikum rechts der Isar. Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU), die die Auszeichnung am Montag im Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz verlieh, begann die Reihe der Ehrungen ganz bewusst mit der Münchner Einrichtung. "Die Klinik war selbst von den Transplantationsskandalen betroffen", sagte sie. Umso höher sei das Engagement zu schätzen, dass Jürgen Schneider, der Transplantationsbeauftragte im Rechts der Isar, "trotz dieser schweren Zeiten" nie nachließ.

Schneider kann indes nicht verhehlen, wie getroffen er seinerzeit war, als er im Jahr 2012 von dem Transplantationsskandal im eigenen Haus erfuhr. "Ich war empört, und dann brachen in der Folge auch noch die Spenderzahlen ein", sagte er. Die Enttäuschung in der Bevölkerung habe er gut nachvollziehen können. Schließlich sei es "eine sehr persönliche Angelegenheit", Organe weiterzugeben - insbesondere dann, wenn Angehörige eines Verstorbenen diese freigeben.

Am Ende spitzten sich die Vorwürfe gegen einen früheren Oberarzt des Klinikums rechts der Isar sogar so weit zu, dass die Staatsanwaltschaft Anfang 2015 wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung Anklage erhob; vor Gericht gekommen ist dieser Fall bislang nicht. Der Arzt soll in mehreren Fällen die Warteliste für Spenderlebern manipuliert haben, um drei Patienten eine vorzeitige Lebertransplantation zu ermöglichen - auf Kosten von Menschen, die diese Transplantation sehr viel früher gebraucht hätten.

Insgesamt soll es in den Jahren 2008 bis Mitte 2012 im Klinikum rechts der Isar sogar 36 Verstöße gegen die Richtlinien zur Lebertransplantation gegeben haben. "Ich habe angesichts dieser Enthüllungen sehr lange mit mir gerungen, ob ich da noch als Transplantationsbeauftragter weiter mache", sagt Schneider.

Dann aber habe er sich doch durchgerungen. Schließlich gehe es ja um die Menschen, die auf ein Spenderorgan warten. In Bayern stehen nach Angaben von Ministerin Huml etwa 1500 Menschen auf der Warteliste. In München schätzt Schneider die Zahl der Menschen, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind, auf mehrere hundert.

Auch Bayreuth und Rosenheim ausgezeichnet

"Es freut mich sehr, dass dem Klinikum rechts der Isar nach harter Aufarbeitung des Transplantationsskandals ein erfolgreicher Neustart gelungen ist", sagte Huml. Immerhin erhält das Klinikum nach 2010 nun bereits zum zweiten Mal diese Auszeichnung. Die weiteren Organspendepreise - verliehen für außerordentliches Engagement von Krankenhäusern zur Gewinnung von Spenderorganen - gehen an das RoMed Klinikum Rosenheim sowie an die Klinikum Bayreuth GmbH.

In Bayreuth seien die organisatorischen Strukturen geradezu vorbildlich, lobte Huml. Das Klinikum Rosenheim wiederum weise exzellente Fortbildungen auf. Auch habe man dort 2016 die Organe von drei Spendern entnehmen können. Doch, so betonten Bayerns Transplantationsbeauftragte auf ihrer Tagung auch: Es gibt noch viel zu tun. 2016 hat die Zahl der Organspenden im Freistaat ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht.

Freuen können sich indes die Vertreter des Bayerischen Fußball-Verbands. Der bekam für einen Aktions-Spieltag, an dem 100 000 Organspendeausweise verteilt wurden, den Ehrenpreis zur Förderung der Organspende.

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