Süddeutsche Zeitung

Zolling:Mitbewohner gesucht

Mitten in Zolling ist aus einer Privatinitiative heraus ein Wohnhaus für junge Menschen mit Behinderungen gebaut worden

Von Katharina Aurich, Zolling

Ein Wohnhaus für behinderte junge Menschen hat die Familie Linseisen-Hauner in Zolling geschaffen. Mitten im Ort sei es für die Bewohner leicht, Kontakte zu knüpfen, ist sich Hans Kratzer von der Lebenshilfe Freising sicher. Er hilft den jungen Erwachsenen unter der Woche täglich vier Stunden lang. Ansonsten aber regeln die drei Bewohner ihren Alltag selbständig. Pascal (22), der bis vor kurzem noch bei seinen Eltern wohnte, geht zum Beispiel gerne spazieren oder fährt Fahrrad. Dafür ist Zolling sicher ein guter Standort. Claudia (23) würde gerne kegeln gehen und tanzt in ihrer Freizeit, Xaver (23) dagegen ist begeisterter Fußballspieler.

Das Wohnhaus für behinderte Menschen könnte auch in anderen Gemeinden Schule machen, denn bisher gebe es solch ein Projekt noch nicht im Landkreis, berichtet Kratzer. Dafür braucht es aber mutige Betreuer und Investoren, die neue Wege gehen. Der Sozialarbeiter kennt Familie Linseisen-Hauner schon lange, da er ihren Sohn betreut. Seine Eltern wollten für Xaver, der im Moment noch bei ihnen lebt, ein eigenes Heim schaffen und ihn auch für die Zukunft finanziell absichern. Zufällig besaß Xavers Patenonkel ein Grundstück mitten in Zolling, dass er für ein Wohnhaus für seinen Neffen an dessen Eltern verkaufte. Sonst wäre es wohl sehr schwierig geworden, ein Grundstück zu finden, sagt Kratzer. Er plante dann gemeinsam mit Xavers Eltern und einem Architekten das Doppelhaus. In einem Teil leben jetzt Claudia, Pascal und Michi (38), die noch eine weitere weibliche Mitbewohnerin suchen, die auch charakterlich zu ihnen passt. Im anderen Hausteil wird Xaver einziehen, auch er sucht noch drei Mitbewohner, die auch Praktikanten oder Studenten sein oder von einem anderen Trägerkommen können. Jeder Mieter bekomme einen eigenen Untermietvertrag, Hauptmieter sei die Lebenshilfe, erklärt Sozialarbeiter Kratzer. Er freue sich, dass nun mit diesem Haus Integration nicht nur im Kindergarten und in der Schule, sondern auch beim Wohnen in Zolling verwirklicht werde.

Der Grundriss der Doppelhäuser ist gut durchdacht, im Erdgeschoss befindet sich ein großer Wohn-Essraum, in dem sich die Bewohner treffen, außerdem noch ein Zimmer. Im Keller befindet sich ein gemeinsamer Raum für die Wäsche sowie ein Zimmer mit Bad für einen Betreuer, der hier vielleicht einmal übernachten wird. Die Bäder haben Schiebetüren, so dass auch Bewohner mit erhöhtem Pflegebedarf betreut werden können. Eingerichtet wurde das Haus ausschließlich mit Spenden, worüber sich Kratzer besonders freut.

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Quelle:
SZ vom 15.10.2019
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