Süddeutsche Zeitung

Zensus 2011:Wer wir sind

Von Alter bis Zuwanderung: Das Statistische Bundesamt hat die Daten der Volkszählung 2011 veröffentlicht, und darin finden sich auch für den Landkreis Erding einige Überraschungen

Mathias Weber

Vor drei Jahren haben sie Klingeln gedrückt, an Haustüren geklopft und um Einlass gebeten: Die Helfer der Volkszählung, die im Jahr 2011 jeden zehnten Bundesbürger über seine Lebenssituation befragt hatten. Seit den Achtzigerjahren wurden die Deutschen nicht mehr befragt, die EU fordert solch eine Befragung und Zählung nun in einem Zehn-Jahres-Rhythmus. Jetzt haben die Statistischen Landesämter die gewonnenen Daten des "Zensus 2011" veröffentlicht. Und auch für den Landkreis Erding gibt es nun aktuelle Zahlen, die die Süddeutsche Zeitung kompakt zusammenfasst. Sie entsprechen dem Stand vom Mai 2011.

Einwohnerzahlen

Insgesamt leben im Landkreis Erding 125 706 Menschen. In ihrem demografischen Profil für den Landkreis, den das Landesamt für Statistik im Jahr 2012 herausgegeben hat, ist noch von 128 200 Einwohnern die Rede. Es leben also ungefähr 2500 Menschen weniger im Landkreis, als angenommen - dies entspricht dem bundesweiten Trend. Dieses Minus an Einwohnern könnte der Stadt Erding zufallen: Geht die Kreisstadt in ihren Veröffentlichungen von 35 650 Einwohnern aus, so sagt der Zensus: Es sind nur 33 528. In Dorfen hingegen gibt es nur einen geringen Unterschied zwischen älteren und neuesten Daten: 13 870 Einwohner lebten laut Volkszählung 2011 dort.

Demografie

Spannend sind aber auch Daten, für die es bisher keine oder wenige andere Quellen gab. Zum Beispiel gibt es knapp mehr Frauen in Erding als Männer, 640 sind es. Die mit Abstand meisten Einwohner sind zwischen 30 und 49 Jahre alt, nämlich 39 800. Überraschend: Im Landkreis gibt es mehr Menschen, die älter als 65 Jahre sind (19 520) als Einwohner zwischen 18 und 29 Jahren. Ungefähr die Hälfte von ihnen sind verheiratet oder leben in einer Lebenspartnerschaft (53 280), 6720 Menschen sind verwitwet, noch mehr (7130) leben getrennt.

Religion

Die katholische Kirche dominiert das religiöse Leben im Landkreis. Genau 65 Prozent der Erdinger sind römisch-katholisch, dass sind 81 660 Menschen. Nur 9,5 Prozent sind evangelische Christen. Auffällig: 25,5 Prozent der Menschen, in absoluten Zahlen 32 060, fallen unter die Kategorie "Sonstige" oder "Keine". 26 700 von ihnen sind deutsche Staatsbürger, ungefähr 5500 Ausländer.

Bildung

Die meisten Erdinger haben einen Hauptschulabschluss, nämlich 43 Prozent. 28 Prozent haben die Mittlere Reife, fast so viele, nämlich 22 Prozent, haben das Abitur oder ein Fachabitur abgelegt. Immerhin fünfeinhalb Prozent, das entspricht fünfeinhalbtausend Menschen, haben gar keinen Schulabschluss. Mehr weibliche als männliche Menschen absolvierten die Mittlere Reife, aber dafür gibt es mehr Männer mit Abitur.

Beruf

Nur ein Drittel der Erdinger arbeiten auch dort, wo sie wohnen - das sind bei weitem weniger als im bundesweiten Durchschnitt, der liegt bei fast 50 Prozent. Die Nähe zum Magneten München mag daran schuld sein. 8,5 Prozent haben den Luxus und können ganz von zu Hause aus arbeiten. Zwei Drittel der Erwerbstätigen verdienen ihren Lohn im Dienstleistungssektor, immerhin ein Viertel im produzierenden Gewerbe, 4,4 Prozent (3220 Personen) noch in der Landwirtschaft. 51 030 Menschen gelten als Nichterwerbstätige und gehen keinem Beruf nach.

Migration

14 000 Menschen im Landkreis haben einen Migrationshintergrund, die Quote liegt bei niedrigen zwölf Prozent, bayernweit sind es 18 Prozent. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Deutsche, die übrige Gruppe Ausländer. Die große Mehrheit der Migranten lebt schon 20 Jahre oder mehr im Landkreis, 2000 Personen sind in den letzten fünf Jahren hierher gekommen. Ihre Herkunft haben sie überwiegend in Europa. Weniger als ein Viertel von ihnen kommt aus einem anderen Teil der Welt.

Wohnen

Der Zensus hält auch einige überraschende Informationen bereit. Etwa, wenn es um den Wohnraum geht. Demnach gibt es im Landkreis 87 Wohnungen, die über eine Badewanne oder eine Dusche verfügen, aber keine Toilette. In 99,4 Prozent der Wohnungen ist aber zum Glück beides vorhanden. Die durchschnittliche Größe der Wohnungen liegt knapp über 100 Quadratmetern. Das ist mehr als im oberbayerischen, bayerischen und bundesweiten Durchschnitt. Knapp die Hälfte der Erdinger wohnt auch in den eigenen vier Wänden, die andere Hälfte mietet. Auch hier liegt Erding über dem bundesweiten Gesamtdurchschnitt von 42,4 Prozent. [

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Quelle:
SZ vom 03.06.2013
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