Wissenschaftszentrum Weihenstephan:Junger Artenexperte ausgezeichnet

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Von Mark Geiger, Freising

Kenntnis der verschiedenen Arten ist unerlässlich, wenn Studenten sich wissenschaftlich mit Tieren und Pflanzen beschäftigen. Doch die Zukunft sehe nicht sehr rosig aus, bedauert Boas Emanuel Steffani, der selbst im Wissenschaftszentrum Weihenstephan studiert. Die Zahl der Artenexperten sinke. Mit seinem "Netzwerk Artenkenntnis" will Steffani diese Entwicklung aufhalten. Im Juni 2017 wurde das Projekt beim"Jugendkongress Biodiversität" von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zur Förderung für ein Jahr ausgewählt. Mit dem Projekt wollte Steffani die Kommunikation zwischen erfahrenen Experten und jungen Leuten erleichtern. Geplant war eine Internetseite mit Datenbank. Suchende hätten nach Tier- oder Pflanzenarten filtern und dann die Kontaktdaten eines registrierten Experten sehen sollen.

Doch die Gruppe stieß auf Hindernisse, die das Projekt in weite Ferne rückten: Zeit und Geld. "Ich habe erfahren, dass so eine Seite um die 50 000 Euro kostet. Das ist zu viel für uns", verrät Steffani. Von der DBU erhielt er 1320 Euro auf ein Jahr. Die nutzte der clevere Student für einen Ausweg und entwickelte eine Umfrage: "Wir wollten herausfinden, ob wirklich ein Interesse an diesem Projekt besteht." Die Rückmeldung war ermutigend: Etwa 400 Artenkenner und ungefähr 400 Interessierte nahmen teil. Vielen gefiel die Idee, manche gaben gute Ratschläge und nur wenige sahen keine Notwendigkeit. Steffani betont, dass die Umfrage "natürlich nicht repräsentativ" zu verstehen sei, "aber sie war ein Vorstoß, um mal eine Meinung zu erhalten." Jetzt hofft er, dass seine Gruppe im nächsten Jahr, unterstützt von einigen Wissenschaftlern, das Projekt wieder aufnehmen kann - doch das erfordert viel Geld: "Forscher haben mir geraten, dass ich eine richtige Förderung anfordern soll und in diesem Fall mindestens 100 000 Euro für drei Jahre bräuchte."

Doch Steffani weiß, dass Aufwand und Kosten für Studenten und Ehrenamtliche langfristig zu hoch sind: "Eigentlich wäre so ein Netzwerk ja die Aufgabe des Umweltministeriums." Am Nutzen seines Projektes zweifelt Steffani nie. "Für manche Unterarten, vor allem der Insekten, gibt es tatsächlich nur noch wenige Experten, manchmal sogar nur einen und der ist oft alt", warnt Steffani: "Wenn diese Menschen ihr Wissen nicht weitergeben können, ist die wichtige Erfahrung verloren." Das wäre ein herber Rückschlag für die Wissenschaft, denn der Freisinger Student ist überzeugt, dass die Maschinen nicht die Erfahrung eines versierten Artenkenners ersetzen können. Zu komplex seien die Natur und ihre Merkmale.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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