Süddeutsche Zeitung

Windkraft in Erding:Standortsuche bei den Nachbarn

Die Energiewende muss her! Windkraftanlagen werden vom Staat stärker gefördert, das wollen sich die Stadtwerke Erding zunutzen machen. Der Bau einer Windkraftanlage an der Auffahrt zur Flughafentangente Ost nahe Oberneuching soll geprüft werden.

Florian Tempel

Die Stadtwerke Erding suchen im Landkreis nach einem geeigneten Standort für eine oder mehrere große Windkraftanlagen. Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Huber hat bereits eine konkreten Platz im Blick. Direkt neben der Auffahrt zur Flughafentangente Ost (FTO), östlich von Oberneuching, ließe sich womöglich ein 140 Meter hohes Windrad platzieren. Huber kann sich auch andernorts, zum Beispiel im Holzland, ein Windkraftrad gut vorstellen.

Jahrelang hat sich kaum jemand dafür interessiert, im Landkreis eine wirklich große Windkraftanlage zu errichten. Die wenigen, die es tun wollten, stießen bislang meist auf Ablehnung. Seit jedoch die bayerische Staatsregierung die möglichst schnelle Energiewende ausgerufen hat, ist das Interesse an Windkraftanlagen schlagartig da.

In Moosinning haben sich die Stadtwerke München angedient, die Kosten für die notwendigen Untersuchungen zu übernehmen und gegebenenfalls eine Anlage zu bauen und zu betreiben. Während der Moosinninger Gemeinderat über eine solche Kooperation diskutierte, legte am selben Abend Huber in Ottenhofen dem Gemeinderat dar, dass auch die Stadtwerke Erding in Windkraft investieren wollen.

Huber kam mit klaren Vorstellungen nach Ottenhofen. Ein Windrad direkt neben der FTO scheint ihm machbar zu sein. Unweit der FTO-Auffahrt liegt aus gutem Grund der Trinkwasserbehälter der Erdinger Stadtwerke. Das Gelände ist dort relativ hoch, immerhin 70 Meter über dem Niveau der Stadt Erding. Ein hoher Standort ist die erste Voraussetzung für ein sinnvolles Windradprojekt.

Der zweite wichtige Punkt bei der Standortwahl ist, dass ein Windrad in alle Richtungen mehrere hundert Meter entfernt von Wohnbebauung stehen muss. An der FTO wäre das wohl gegeben. Die dritte und ebenso entscheidende Frage ist aber schließlich, ob in 140 Meter Höhe genug Wind weht. Das soll noch einmal untersucht werden, die Kosten übernehmen die Stadtwerke.

Huber räumt ein, dass ganz Oberbayern grundsätzlich "nicht so geeignet erscheint". Es gibt längst einen Windatlas für Deutschland, in dem das jeder nachlesen kann: Weiter im Norden Deutschlands weht der Wind einfach viel stärker und konstanter übers Land.

Und dennoch: Auch wenn es aus technischer und wirtschaftlicher Sicht sinnvoller sein mag, in windreicheren Gegenden zu investieren, könne sich auch im Landkreis Erding Windkraft rentieren, sagt Huber. Die Preise für Windkraftanlagen sind stark gesunken, die Vergütung für den erzeugten Strom ist gestiegen. Ein modernes, 140 Meter hohes Windrad kostet etwa zwei bis drei Millionen Euro und produziert bei gutem Wind etwa zwei Megawatt Strom. Außerdem: Huber hat vom Aufsichtsrat der Stadtwerke die klare Vorgabe, "in der Region" zu investieren und eben nicht in Off-Shore-Windparks in der Nordsee.

Da die ins Auge gefasste Stelle an der FTO jedoch auf Neuchinger Flur liegt, müssten sich erst mal die Neuchinger einverstanden erklären. Das Thema wird in Neuching bei der nächsten Gemeinderatssitzung diskutiert. Huber will einer Windkraftanlage in jedem Fall "nur zusammen mit den Gemeinden" bauen und setzt gezielt auch auf Bürgerbeteiligung. Die Stadtwerke, Kommunen und Bürger könnten gemeinsam eine Firma gründen und Gesellschafter einer Windkraftanlage sein. Denn "mit Bürgerbeteiligung ist die Akzeptanz größer".

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Quelle:
SZ vom 24.05.2011/infu
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