Landkreis Erding:Bakterien im Trinkwasser

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Im Wasserwerk Oberding wird fossiles Tiefengrundwasser hochgepumpt und aufbereitet. Die Quelle der Verkeimung muss irgendwo im weiteren Leitungsnetz liegen. (Foto: Renate Schmidt)

In den Hochbehältern des Zweckverbands Moosrain sind coliforme Keime festgestellt worden, die Durchfallerkrankungen verursachen können. Das Gesundheitsamt hat eine Abkochanordnung erlassen. Etwa 20 000 Wasserkunden in Eitting, Moosinning, Neuching, Oberding und in Teilen von Finsing sind betroffen.

Von Florian Tempel, Oberding

Das Trinkwasser in den Gemeinden Eitting, Moosinning, Neuching, Oberding und in Teilen von Finsing muss wegen Bakterienbelastung vor dem Genuss bis auf weiteres abgekocht werden. Das Landratsamt hat am Donnerstagnachmittag eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen, weil in beiden Hochbehälterkammern des Zweckverbands Wasserversorgung Moosrain eine Verkeimung durch coliforme Keime festgestellt worden ist, die Durchfallerkrankungen verursachen können. Betroffen sind etwa 20.000 Wasserkunden. Der Flughafen München, der normalerweise ebenfalls sein Wasser von der Wasserversorgung Moosrain bezieht, ist noch am Donnerstag abgekoppelt worden und erhält nun ersatzweise Wasser vom Zweckverband Freising Süd.

Die Verkeimung des Wassers kam bei einer Routinekontrolle auf. "Wir lassen das ganze Jahr über, zwei- bis dreimal im Monat, Wasserproben von einem Labor nehmen", erklärt Wolfgang Haberger, Geschäfts- und Werkleiter der Wasserversorgung Moosrain. Für die Untersuchungen auf Schadstoffe aller Art wird abwechselnd in Schulen, Turnhallen, Hotels und Behörden oder eben auch mal an den Hochbehältern Wasser abgezapft. Danach dauert es zwei, drei Tage, bis das Ergebnis vorliegt. Wolfgang Haberger macht sein Job bei der Wasserversorgung schon seit 40 Jahren. Dass das Wasser in den Hochbehältern mit Bakterien kontaminiert ist, hat er noch nicht erlebt.

Geschäftsführer Wolfgang Haberger ist seit 40 Jahren bei der Wasserversorgung tätig. Dass das Wasser in den Hochbehältern kontaminiert ist, hat er noch nicht erlebt. (Foto: Renate Schmidt)

Gleich nachdem das Labor ihm die schlechte Nachricht eröffnet hatte, habe er sich mit dem Gesundheitsamt in Verbindung gesetzt, sagt Haberger. Als einen der ersten Schritte habe man dafür gesorgt, dass der Flughafen möglichst schnell vom Wassernetz genommen wurde. Über einen sogenannten Notverbund wird der Flughafen nun von Freising aus mit Wasser beliefert. Nach dem Erlass der Abkochverordnung für das restliche Versorgungsgebiet, ging es darum, die Verbraucher zu informieren. Das Landratsamt schickte am Donnerstagabend eine Pressemeldung raus, im Radio lief die Nachricht bald auf vielen Sendern.

Feuerwehren fuhren mit Lausprecherwagen durch die Orte, um die Bevölkerung mit Durchsagen zu informieren

Zudem rückten mehrere Feuerwehren mit Lausprecherwagen aus, die stundenlang die Straßen in den betroffenen Orten rauf und runter fuhren, um die Bevölkerung mit Durchsagen zu informieren. Haberger und seine Mitarbeiter riefen bei Kitas, Seniorenheimen, Apotheken, Ärzten und ihnen bekannten Dialyse-Patienten an, um sie persönlich in Kenntnis zu setzen. "Die Gesundheit unserer Kunden und Abnehmer steht an erster Stelle", sagt Haberger.

Das Erdinger Gesundheitsamt schreibt, was für die Verbraucher bis auf weiteres zu tun ist: "Das Wasser soll ab sofort zum unmittelbaren Genuss (Trinkwasser), zur Zubereitung von Speisen und Getränken (Säfte, Säuglingsnahrung, Speiseeis, Eiswürfel etc.) oder bei der Behandlung von Lebensmitteln (zum Beispiel Waschen von Salat und Gemüse) nur in abgekochtem Zustand verwendet werden. Baden oder Duschen ist nach wie vor unbedenklich. Gegenstände, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen (zum Beispiel Ess- und Trinkgeschirr), können in Geschirrspülautomaten bei einer Temperatur von 60 Grad oder darüber gereinigt werden." Die Abkochanordnung gilt vorerst unbefristet. "Sobald die labortechnischen Untersuchungen abgeschlossen sind, wird das Gesundheitsamt über das weitere Vorgehen informieren", heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts.

Für Haberger und sein Team ist derweil "vor allem die Beseitigung der Ursache dran". Woher die Verkeimung stammt, ist noch völlig unklar. Die Quelle der Verunreinigung kann irgendwo im Wassernetz liegen und etwa durch einen Rohrbruch bis in die Hochbehälter gelangt sein. Am Freitagvormittag sind deshalb im gesamten Versorgungsgebiet etwa 40 weitere Wasserproben genommen worden. Haberger hofft, dass sich so ein kleineres Gebiet eingrenzen lässt, was die Suche nach der Ursache leichter machen würde. Das Wasser der beiden je 5000 Kubikmeter fassenden Hochbehälterkammern im Moosinninger Ortsteil Riexing wird in den Isarkanal abgelassen. Danach werden sie Wasserbehälter gereinigt, desinfiziert und wieder befüllt. Im besten Fall, sagt Haberger, ergibt dann eine neuerliche Beprobung, dass wieder alles passt.

Keimbelastungen kommen immer wieder vor

Keimbelastungen im Trinkwasser kommen immer wieder vor. 2013 musste das Trinkwasser im gesamten Stadtbereich von Erding und in den Gemeinden Walpertskirchen und Wörth wegen Bakterienbelastung tagelang abgekocht werden. Die Stadtwerke Erding chlorten damals als zusätzliche Maßnahme das Wasser. Womöglich waren die Verunreinigung eine Folge des Pfingsthochwasser 2013. Nach kurzer Zeit war der Spuk jedenfalls wieder vorbei.

In Allershausen im Landkreis Freising hatte man 2008 hingegen über einen längeren Zeitraum mit verkeimten Trinkwasser zu tun. Zunächst glaubte man, die Ursache sei ein Wasserrohrbruch. Nachdem der aber repariert war, ergaben weitere Proben immer wieder neuerliche Bakterienbelastungen. Es dauerte, bis die Spur der Verkeimung endgültig gefunden war. Die Verunreinigung ging vom Hochbehälter selbst aus, bei dessen Planung und Bau acht Jahre zuvor gepfuscht worden war.

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