Wegen angeblicher Staufunktion:Später Zweifel am Sinn der neuen Brücke

Nachdem alle Details für das Bauwerk beschlossen wurden, wird im Gemeinderat Wartenberg eine Diskussion über die Richtigkeit des Vorhabens entfacht

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Der Tagesordnungspunkt 3 im Gemeinderat Wartenberg sollte eigentlich nur zu einer im Vergleich zum Gesamtprojekt kleinen Entscheidung führen: soll die neue Rockelfinger Brücke auf Höhe des Volksfestplatzes einseitig oder zweiseitig beleuchtet werden. In Sitzungen im Laufe des Jahres hatte man sich schon über alles andere geeinigt. Über die Ausführung, Material, Höhe, Neigungswinkel des Zugangs zur Fußgänger- und Fahrradbrücke. Über die Notwendigkeit der Erneuerung der Brücke gab es keine Diskussionen - bis zu dieser Sitzung.

Vor allem Christian Pröbst und Franz Gerstner (beide CSU) äußerten Bedenken wegen möglicher Überflutungen weiter flussabwärts, wenn das Wasser künftig ungehindert unter der neuen Brücke bei Hochwasser durchfließen könne.

Bedenken, die nicht alle Gemeinderatskollegen teilten - und verstanden. Beim Hochwasser 2013 stand das Wasser an der Brücke an. Untersuchungen hatten an der Brücke aus dem Jahr 1972 hatten zudem gezeigt, dass die Brücke erneuert werden muss, was das Wasserwirtschaftsamt zum Anlass nahm, darauf hin zu weisen, dass bei einem Jahrhunderthochwasser zu wenig Luftraum über den Fluss Strogen sei. Die neue Brücke soll auch bei Hochwasser einen Meter über dem Pegel verlaufen.

Und das genau könne zum Problem werden, sagte Gerstner, wenn zukünftig auch das Wasser aus dem Überschwemmungsgebiet um Pesenlern und das Hangwasser aus dem Ort in die Strogn geleitet werde. Das Wasser werde sich nicht mehr an der Brücke stauen, sondern ungehindert weiter fließen und die Wassermassen die Anlieger flussabwärts genau so überfluten wie das viel näher liegende Feuerwehrhaus. Berechnungen des Wasserwirtschaftsamtes seien diesbezüglich falsch wurde behauptet. Eigentlich müssten deshalb zuerst die weiter unten liegende "Hartl-Brücke" in der Aufhamer Straße und die "Appoldinger Brücke", die auf dem Weg vom Kreisverkehr zum Kanal-Tunnel liegt, saniert werden. An beiden würde sich sonst das Wasser noch mehr stauen.

Der plötzliche Zweifel am Sinn der Brücke verwirrte einige Gemeinderäte. "Nur weil die Brücke jetzt das Wasser dann nicht mehr anstaut gibt es jetzt eine Rolle rückwärts? Ich dachte, deshalb bauen wird die Brücke so", sagte Michael Paulini (SPD). Hermann Zaglauer (Neue Mitte) zeigte sich verwundert über die angebliche Staufunktion einer Brücke: "Also für mich ist das meiste an einer Brücke das Loch darunter, wo das Wasser durchfließt. Und selbst wenn, dann sucht sich das Wasser schon seinen Weg um die Brücke herum."

Letztendlich beließ man es nach längerer Diskussion beim Beschluss, die Brücke zu bauen - mit beidseitiger Beleuchtung im übrigen. Und damit der Fluss wieder mehr Wasser in seinem eigentlichen Bett fassen kann, soll baldmöglichst die Strogn ausgebaggert werden. Das hatte Christian Pröbst bereits in seinem ersten Statement gefordert, da teilweise im Fluss bis zu einem Meter Schlamm sei. "Das macht schon viel wohl aus", gab Josef Sedlmaier (CSU) zu. Bürgermeister Manfred Ranft (Freie Wähler) will nun beim zuständigen Wasserwirtschaftsamt das Ausbaggern möglichst schnell durchsetzen. Die neue Brücke wird im Übrigen nicht wie geplant noch vor dem Volksfest Wartenberg eingehoben. Das Risiko, dass man zuletzt in der Zeit ohne Brücke dasteht, will keiner eingehen.

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