Wechsel an der Spitze:Hilfe für Kriminalitätsopfer

weißer ring

Magdalena Koschek hat die Leitung der Außenstelle des Weißen Rings in Erding an Nicky Cebulla übergeben.

(Foto: Thomas Daller)

Magdalena Koschek übergibt nach 21 Jahren die Leitung des Weißen Rings in Erding an Nicky Cebulla. Insbesondere Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren, hat Koschek mit Rat und Tat unterstützt

Von Thomas Daller, Erding

21 Jahre hat Magdalena Koschek die Erdinger Außenstelle des Weißen Rings geleitet. Diese Aufgabe hat sie nun an Nicky Cebulla übergeben. Der Weiße Ring betreut Kriminalitätsopfer, leistet ihnen menschlichen Beistand und vermittelt auch psychologische Hilfe. Im Landkreis Erding sind vier ehrenamtliche Mitarbeiter in der Opferbetreuung tätig.

Koschek wurde im Rahmen einer Feierstunde geehrt, bei der auch die Verbundenheit der Polizei mit dem Weißen Ring deutlich wurde: Die Veranstaltung wurde musikalisch vom Ensemble des Polizeiorchesters Bayern umrahmt und Kriminalrätin Cora Miguletz erläuterte in einem Referat, wo sich die Schnittstellen zwischen Weißem Ring und Polizei befinden. Auch der Landesvorsitzende des Weißen Rings Bayern-Süd, Franz Pabst, war gekommen, um Koscheks Verdienste zu würdigen. Pabst wies darauf hin, dass die Kriminalitätsstatistik steigende Zahlen aufweise. So seien 2014 allein in Bayern rund 650 000 Straftaten registriert worden, das sei im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 2,5 Prozent. 118 000 Opfer seien in Zusammenhang mit diesen Straftaten registriert; ein großer Teil davon habe Körperverletzungen erlitten. Der Weiße Ring gebe nicht nur Opfern Hilfe, sondern setze sich auch öffentlich für die Verbesserung der Situation von Geschädigten ein.

Koschek, die in Kürze 76 Jahre wird, trat aus Altersgründen zurück, wird dem Weißen Ring in Erding aber als ehrenamtliche Mitarbeiterin erhalten bleiben. Sie erinnerte bei ihrer Ansprache daran, dass sie vor 21 Jahren von einer Gruppe von "CSU-Frauen" dazu überredet worden sei, diese Aufgabe zu übernehmen. Mit den Worten "du musst nur ab und zu eine Spendenquittung unterschreiben", habe man ihr die Aufgabe schmackhaft gemacht. Tatsächlich habe sie sich jedoch mehr um Opfer von häuslicher Gewalt gekümmert, manche habe sie auch bei sich Zuhause aufgenommen und ihnen eine Arbeitsstelle vermittelt. Darüber hinaus "hab ich immer geschaut, dass Spenden reinkommen", sagte Koschek. "Sogar im Urlaub habe ich meine Aufnahmeanträge dabei gehabt."

Ihr Nachfolger Nicky Cebulla ist 37 Jahre alt und freiberuflicher Personenschützer. Er stammt ursprünglich aus Cottbus, ist jedoch wegen seiner Lebensgefährtin nach Erding gezogen. Seit 2014 ist er ehrenamtlicher Mitarbeiter des Weißen Rings in Erding und hat auch bereits ein Seminar zum Außenstellenleiter absolviert. "Was kann ich für Menschen tun, die sich meinen Schutz nicht leisten können", sei seine Überlegung gewesen, die ihn zum Weißen Ring geführt habe, sagte er, als er sich bei der Feierstunde als Koscheks Nachfolger vorstellte. Sein Ziel sei es, an Koscheks Arbeit anzuknüpfen und darüber hinaus den Weißen Ring bekannter zu machen. Er werde diese Arbeit mit "Herzblut" betreiben und Menschen dafür sensibilisieren, sich an den Weißen Ring zu wenden: "Viele haben Hemmungen, sich aus der Opferrolle Hilfe zu holen", sagte Cebulla. "Wir helfen gern."

Der Weiße Ring wurde 1976 auf Betreiben von Eduard Zimmermann gegründet, der damals die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" moderierte. Heute hat der Weiße Ring 50 000 Mitglieder und betreut in mehr als 420 Außenstellen mit 3000 ehrenamtlichen Helfern Opfer von Straftaten. Hauptaufgaben sind die Betreuung der Kriminalitätsopfer, Begleitung zu Gerichtsterminen, mögliche Anwesenheit bei Vernehmungen durch die Polizei, Gericht oder Staatsanwaltschaft, menschlichen Beistand, Vermittlung psychologischer Hilfe, Betreuung von Hinterbliebenen, Schriftverkehr mit Behörden, Zusammenarbeit mit dem Versorgungsamt, Hinweise auf Opferanwalt und Opferentschädigungsgesetz, Nebenklage und dergleichen mehr. Der Weiße Ring ist bundesweit unter Telefon 116 006 erreichbar.

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