40 Jahre ist der Zweckverband zur Wasserversorgung Moosrain mit Sitz in Oberding inzwischen alt. Aus den heute sieben Tiefbrunnen wird Wasser für rund 20.000 Einwohner in den Gemeinden Eitting, Finsing, Moosinning, Neuching und Oberding gepumpt. Knapp 2,3 Millionen Kubikmeter waren es 2021. Und es hätten noch ein paar Kubikmeter mehr sein können, da der Verband auch seit dessen Inbetriebnahme den Flughafen München mit seinen - bis zur Corona-Pandemie - jährlich 50 Millionen Passagieren und rund 40.000 Beschäftigten mit Trink-, Brauch- und Löschwasser versorgt. In den Corona-Jahren sank die Abnahme des Airports aber auf rund die Hälfte. Vergangenes Wochenende wurde mit einem Tag der offenen Tür das neue Wasserwerk in Oberding eingeweiht.
Der Anstoß zur Gründung des Zweckverbands war laut Chronik schon 1971. Sie ist in einer gutachtlichen Stellungnahme des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft wegen der notwendigen Wasserversorgung des geplanten Flughafens München angeregt worden. Bis zur Gründung am 1. April 1982 waren jedoch etliche Besprechungen und Verhandlungen der Gemeinden mit dem Amt und der Flughafen München GmbH (FMG) nötig. Und noch ehe der Airport am 17. Mai 1992 in Betrieb ging, war 1984 ein Wasserlieferungsvertrag mit der FMG mit einer Laufzeit von 30 Jahren abgeschlossen worden.
"Wir waren schon bei den ersten Überlegungen, den Flughafen ins Erdinger Moos zu bauen, involviert", sagt Wolfgang Haberger, der Geschäfts- und Werkleiter des Zweckverbands. Schon damals habe man zwar mit den derzeitigen Dimensionen des Flughafens geplant, sagt Haberger. Nicht aber, dass in den fünf Gemeinden irgendwann mal 20.000 Menschen leben. "Der Flughafen ist damals ja sogar viel größer geplant worden, mit vier Startbahnen, und 50 Millionen Passagieren oder sogar mehr." Am Wasserverbrauch kann man ablesen, wie es dem Airport wirtschaftlich geht. Bis Corona bezog er rund eine Million Kubikmeter Wasser jährlich, in den vergangenen zwei Jahren sind es nur rund 560.000 Kubikmeter gewesen. "Zur Zeit sind es rund 70 Prozent von früher", sagt Haberger. Bemerkenswert sei dabei, dass der Flughafen 2020, als er fast völlig zum Stillstand gekommen sei, trotzdem 560.000 Kubikmeter verbraucht habe.
Beim Neubau des Wasserwerks 1 hat der Flughafen rund 2,6 der sieben Millionen Euro Baukosten übernommen
Der Vertrag mit der FMG ist für den Zweckverband auch finanziell lukrativ. Beim Wasserwerk 2 in Oberdingermoos übernahm der Airport 60 Prozent der Baukosten und jetzt beim Neubau des Wasserwerks 1 rund 2,6 Millionen der Gesamtkosten von fast sieben Million Euro. Das neue Werk hat vier größere und zwei kleinere Wasserbehälter sowie eine Anlage zum Ausfiltern von Eisen und Mangan aus dem Tiefenwasser. Und alles verläuft jetzt hochautomatisiert und man hofft, damit die Wasserversorgung für die kommenden Jahrzehnte gesichert zu haben. "Die Investitionen kommen auch dem Flughafen zugute", sagt der Geschäftsführer. Bei jeder Investition werde der Vertrag verlängert. Im Moment laufe er bis 2034.
Das Wasser wird aus sieben Tiefbrunnen gewonnen, vier sind in Oberding "Obere Point" und zwischen 140 und 160 Meter tief, drei in "Oberdingermoos". Dort wird das Wasser aus Tiefen zwischen 94 und 141 Metern gepumpt. Das aus den Brunnen jeweils aus dem Tertiär gewonnene, fossile Grundwasser stammt aus den Eiszeiten und ist im hochgepumpten Zustand nicht als Trinkwasser zu verwenden, da es sauerstoffreduziert ist und Eisen und Mangan in Mengen enthält, welche über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung liegen, wie es auf der Homepage des Zweckverbands ( www.moosrain.de) steht. Es muss deshalb eine mechanische Aufbereitung durchlaufen. In großen Stahlkesseln wird durch Einblasen von Luft das Wasser von dem überschüssigen Eisen und Mangan getrennt.
Mit Nitrateinträgen aus landwirtschaftlichen Düngungen hat man hingegen kein Problem. "Noch nicht, aber Probleme werden wir in der Zukunft durch die Wassernutzung bekommen", so Haberger. "Die landwirtschaftliche Bewässerung wird künftig Abstriche machen müssen. Einfach, um das Tiefengrundwasser für die kommenden Generationen zu schonen." Noch sei man in der glücklichen Lage, dass es in den Alpen abregnet und noch schneit. "So lange haben wir wahrscheinlich noch unterirdischen Zugriff, weil die Fließrichtung vom Wasser von den Alpen zur Donau geht", sagt Haberger. Wie viel Wasser in der Tiefe noch vorhanden ist, könne man nicht abschätzen. Der Bürger spare eigentlich schon überall. Es gebe Spartasten an der Toilette, Duschköpfe, die weniger Wasser durchlassen, sparsame Geschirrspüler und Waschmaschinen. Zur Zeit verbrauche jede Person noch 127 Liter am Tag, früher seien es bis zu 220 Liter gewesen. "Das Bewusstsein beim Bürger ist da, der kann fast gar nicht mehr sparen." Einsparmöglichkeiten sieht der Werkleiter deshalb vor allem in der Industrie und Landwirtschaft.
Der Wasserpreis liegt seit 2021 bei brutto 1,33 Euro. Lange Zeit kostete der Kubikmeter nur 72 Cent
Während anderswo der Preis für den Kubikmeter Wasser schon über 1,70 Euro ist, in München zum Beispiel bei 1,77 Euro, kostet er beim Zweckverband Moosrain derzeit brutto 1,33 Euro. Bis 2021 waren es laut Haberger sogar nur 72 Cent gewesen. Allerdings würden aufgrund des hohen Alters der Leitungen - im Schnitt ist das rund 410 Kilometer lange Rohrnetz in dem 175 Quadratkilometer großen Versorgungsgebiet 40 bis 50 Jahre alt - immer mehr Investitionen notwendig. Bei jedem Straßenbau- oder Sanierung erneuere man die Leitung komplett, um "die Kostenlawine, die sich sonst bilden würde, nicht entstehen zu lassen".