Wasserversorgung:Das Kanalnetz braucht mehr Aufmerksamkeit

Trinkwasser und Abwasser sollen kommunale Aufgaben bleiben, es gibt allerdings viel zu tun

Von Philipp Schmitt, Erding

Die Versorgung mit Trinkwasser und die Abwasserentsorgung sind wichtige Zukunftsaufgaben und mit großen Herausforderungen verbunden, sie dürften nicht privatisiert werden, sondern müssten in den Händen der Kommunen bleiben. Dafür haben sich Erdings OB Max Gotz (CSU), Ministerialdirektor Rüdiger Detsch vom Umweltministerium, und Fachleute von Kommunalunternehmen ausgesprochen. Sie hatten sich zur Abschlussveranstaltung der Initiative Trinkwasser-Abwasser-Benchmarking Bayern bei den Stadtwerken Erding getroffen.

"Es gibt keinen Grund, die kommunale Daseinsvorsorge bei Wasser und Abwasser in Frage zu stellen", sagte Gotz als Vertreter des Städte- und Gemeindetages, er ist auch Vorsitzender des Abwasserzweckverbands Erdinger Moos (AZV). Das Zusammenspiel der kommunalen Ver- und Entsorger mit staatlichen Stellen funktioniere bei Trink- und Abwasser in Bayern "hervorragend". Gotz räumte aber ein, dass sich Städte und Gemeinden in den vergangenen Jahrzehnten bei der Sanierung der Kanalnetze "große Versäumnisse ankreiden" lassen müssten. Wenn Straßen saniert werden, sollte nicht nur an die Digitalisierung, sondern auch an die Modernisierung alter Kanalnetze gedacht werden. Beim AZV sei das Thema angepackt worden, auch wenn dafür die Abwassergebühr erhöht werden musste. "Wir brauchen die Investitionen, auch der Freistaat muss etwas beitragen", sagte Gotz.

Ministerialdirektor Detsch versicherte, dass der Staat seine "Solidarverantwortung" neben der Eigenverantwortung der Kommunen wahrnehme. Die Bedeutung der Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser als "Lebenselixier" zeigten Klimawandel und Dürren: "Auch im wasserverwöhnten Mitteleuropa nimmt die Debatte um Wasser an Brisanz zu. Wasser in ausreichender Menge und Qualität ist nicht selbstverständlich zu haben, wir müssen uns darum ernsthaft bemühen."

Neben der Trinkwasserver- sei auch die Abwasserentsorgung für den Wirtschaftsstandort wichtig. Die 2500 Kläranlagen sollen zum Schutz der Gewässer optimiert werden. Das Ministerium stehe kommunalen Betrieben mit Zuschüssen zur Seite, sagte Detsch vor Fachleuten der 77 Unternehmen, die an der sechsten Projektrunde von Benchmarking Abwasser Bayern (BAB) teilgenommen hatten. Auch die Bürger müssten die hohe Qualität der Wasserver- und Abwasserentsorgung bewusster wahrnehmen, die den Verbraucher im Schnitt nur so viel wie eine Tasse Kaffee in der Woche oder eine Maß Bier im Monat koste. Die siebte Projektrunde Benchmarking Abwasser Bayern soll im Sommer mit möglichst vielen Teilnehmern starten. Das BAB biete neue Impulse durch die Vergleichsmöglichkeit der Abwasserentsorger, fügte Moderatorin Sylvia Orlamünde an. Die Ministerialrätin sagte, sie hoffe auf noch mehr Teilnehmer an den nächsten Projektrunden.

Die Ergebnisse der 2016 gestarteten und Ende 2018 abgeschlossenen sechsten Projektrunde Benchmarking-Abwasser-Bayern präsentierte Kay Möller von der Kölner Gesellschaft Aquabench: Untersucht wurden Kundenzufriedenheit, Ver- und Entsorgungssicherheit, Qualität, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit bei 77 Firmen. Das waren 21 mehr als 2014, 51 waren zum ersten Mal dabei. Möllers Fazit: Bayern sei im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt gut aufgestellt. Die hohe Abwasserqualität sei aber "kein Selbstläufer", bei der Sanierung des Kanalnetzes seien "sehr, sehr große Herausforderungen zu bewältigen". Es herrsche Handlungsbedarf.

Viele Kanalnetze seien noch nicht ausreichend inspiziert und bewertet. Die durchschnittliche Kanalsanierungsrate (0,42 Prozent) müsse mindest verdoppelt werden - trotz steigender Baupreise. Im Durchschnitt seien die Kanalnetze der Entsorger 32 Jahre alt. Positiv sei die "ausgezeichnete Reinigungsqualität" der Kläranlagen und der hohe Stellenwert des Arbeits- und Unfallschutz'. Im Landkreis Erding sei die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung auf einem hohen Level, sagten Christoper Ruthner von den Stadtwerken Erding und AZV-Geschäftsleiter Josef Schmittner: "Wir haben ein junges Kanalnetz mit relativ geringem Sanierungsbedarf."

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