Wartenberg:Mit der Kraft am Ende

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Wartenberger Tafel fehlen Helfer - sie muss ihren Betrieb einstellen

Von Jan-Hendrik Maier, Wartenberg

Am vergangenen Donnerstag hatte die Tafel in der Badstraße zum letzten Mal ihre Türen für die Kunden geöffnet. Ulrich Adriany, der Vorsitzende des betreibenden Sozialvereins "Füreinander miteinander", bestätigte auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung die Schließung der Lebensmittelausgabe. Grund dafür sei die zu geringe Anzahl an Helfern. "Wir müssen realistisch sein: Mit acht Aktiven ist das von der Mannschaft her einfach nicht mehr zu schaffen", sagt Adriany. "Das Problem ist, wenn da jemand krank wird, geraten die anderen in extreme Schwierigkeiten." Zuletzt habe man etwa vierzig Bedarfsgemeinschaften versorgt, der überwiegende Teil davon waren Flüchtlinge. "Tendenz steigend", sagt Adriany.

Bereits seit Anfang des Jahres habe sich der Verein um Verstärkung bemüht, die erhofften Interessenten waren bei einem eigens dafür angesetzten Treffen am Donnerstagabend aber ausgeblieben. Ebenso wenig ließen sich neue Kooperationspartner finden. "Ich bin traurig und ein Stück weit auch enttäuscht, denn der Aufbau vor drei Jahren innerhalb kürzester Zeit war kein leichtes Unterfangen", sagt Adriany. Wegen Streitigkeiten mit einem konkurrierenden Verein in Wartenberg, hatte "Füreinander miteinander" das Tafelprojekt im Sommer 2012 übernommen.

In der vergangenen Woche seien zudem "drei große Stützen weggebrochen". Der bisherigen Leiterin des Projekts, Traudl Hohlbach, sei das "permanente Dasein" zu viel geworden, sie habe sich "überlastet" gefühlt, sagt Adriany. Der Fahrer, der jede Woche aus Simbach am Inn gekommen war, hat sein Engagement aus familiären Gründen beendet, eine weitere Helferin ist umgezogen. Die Chancen für eine Wiedereröffnung im kommenden Jahr unter dem Dach von "Füreinander miteinander" schätzt Adriany als "sehr gering" ein. Für einen stabilen Ablauf benötige man etwa zwanzig Ehrenamtliche. "Ich weiß nicht, woran es liegt, dass wir niemanden finden." Der Verein sei derzeit jedoch "bemüht", einen passenden Nachfolger zu gewinnen. Adriany deutet an, dass das unter Umständen auch eine andere Gruppe sein könnte. "Unser Ziel ist es, dass die Tafel als solche erhalten bleibt."

Die Lebensmittelausgabe war das letzte noch laufende Projekt der knapp fünfzig, "zumeist aber passiven" Mitglieder. Der Verein werde weiterhin bestehen, müsse sich jedoch erst wieder "stabilisieren", sagt Adriany.

© SZ vom 23.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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