Wartenberg:Kunstfreie Insel

Mit einer filigranen Metallfigur sollte ein Kreisverkehr in Wartenberg verschönert werden. Dann jedoch legte das Straßenbauamt sein Veto ein - und in Wartenberg herrscht Unverständnis.

Matthias Vogel

Gerne hätte sich der Markt Wartenberg einen optisch ansprechenden Ortseingang verpasst. Wer von Moosburg aus den Kreisverkehr in der Strogenstraße passieren muss, hätte in dessen Mitte ein Kunstwerk sehen sollen, wäre es nach dem Willen des Gemeinderats gegangen. Aufgestellt wurde keines, weil das Straßenbauamt die Autofahrer gefährdet sieht und es untersagte. Für Rathauschef Manfred Ranft (FWG) und den Gemeinderat ein klarer Affront: Andere Kreisverkehr-Inseln im Landkreis seien schließlich sehr wohl bestückt worden.

NEUES SCHILD FÜR KREISVERKEHR

Einen optisch ansprechenden Ortseingang wollte sich Wartenberg gestalten - doch nun darf der Kreisverkehr nicht verschönert werden.

(Foto: DPA/DPAWEB)

"Wie kann bei uns verboten sein, was woanders erlaubt ist?", fragte Wartenbergs Kulturreferentin Heike Schmidt-Kronseder, als der bayerische Rundfunk kürzlich eine Folge der Kultsendung "Jetzt red i" in der Wartenberger Strogenhalle aufzeichnete. Moderator Tilmann Schöberl zeigte Verständnis für ihr Unverständnis: "Hört sich an wie ein Schildbürgerstreich."

Im Mai 2008 wurde der Kreisverkehr auf der Staatsstraße 2082 errichtet, die im Ortsbereich Strogenstraße heißt. Bei der Abnahme durch das Straßenbauamt fragte Ranft eine Mitarbeiterin der Behörde, ob ein Kunstwerk in der Mitte erlaubt sei. "Sie hat gesagt, das werde kritisch gesehen. Von einem Verbot war aber nicht die Rede."

Ranft informierte den Gemeinderat und der beschloss die Ausschreibung. Drei Wartenberger Künstler machten ihre Vorschläge, das Gremium einigte sich auf eine filigrane Metallskulptur. Das war im Frühjahr 2009. "Wir wollten uns das Aufstellen dann genehmigen lassen. Beim Straßenbauamt gab es die Mitarbeiterin nicht mehr. Ihr Nachfolger teilte uns mit, dass es ein Merkblatt aus dem Jahr 2005 gebe, wonach aufgrund der Gefährdung für Autofahrer empfohlen sei, keine statischen Gegenstände in einem Kreisverkehrs aufzustellen. Die Genehmigung wurde nicht erteilt", sagt Ranft.

Für ihn sei die Entscheidung "Unsinn". In einem Taufkirchener Kreisverkehr stehe ein "zerschnittener Mann" als Kunstwerk, andere Inseln seien mit Bäumen bepflanzt worden. Und jüngst habe er in Landshut einen Kreisverkehr durchfahren, in dem ebenfalls ein Kunstwerk platziert war. "Ganz frisch", wie er sagt. "Wir hätten unsere Metallskulptur mit Sollbruchstellen versehen können. Dann hätte sie beim Kontakt mit einem Auto nachgegeben - im Gegensatz zu einem Baum", sagt Ranft. Aber das Vorhaben sei ja kategorisch abgelehnt worden. Außerdem müsse ein Auto schon mit enormen "Karacho" auf die Insel schießen, um nicht vor dem Kunstwerk schon in den Erdhügel "einzuspitzen".

14 Tage nach der Diskussion im Gemeinderat ist - laut Ranft "wie zum Hohn" - dann offenbar tatsächlich ein Auto auf die blanke Fläche im Wartenberger Kreisverkehr gerauscht. "Beim Straßenbauamt hieß es, der Fahrer habe sich selbst angezeigt, sei von der Sonne geblendet gewesen. Wer der Fahrer war, wollte man uns nicht mitteilen." Er habe dann anhand der Spuren den Eindruck gewonnen, dass der Unfallfahrer in entgegengesetzter Richtung den Kreisverkehr befahren haben muss. Ranft hält es sogar für möglich, dass Gegner der Skulptur die Spuren fingiert haben könnten. "Der zeitliche Zusammenhang kam mir schon komisch vor. Außerdem fanden sich nirgends Schleuder- , Bremsspuren oder Dreckspritzer."

Im Moment bleibt der Wartenberger Kreisverkehr so wie er ist, nämlich leer und damit schnöde. "Wir schmollen ein bisschen", sagt Ranft. Aber er glaubt, von der Causa werde man wohl noch etwas hören. "Vielleicht wird sie Thema bei der Live-Ausstrahlung von "Jetzt red i" am 3. November."

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