Süddeutsche Zeitung

Wartenberg:Filigrane Kunst mit der Kettensäge

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Das Wartenberger Holzbildhauersymposium ist zu Ende. Ein Fest der Begegnung zwischen Künstlern und Passanten mündete in eine fröhliche Feier auf dem Marktplatz

Von Wolfgang Schmidt

Am Pfingstsamstag schloss sich der Kreis, das Finale des Wartenberger Holzbildhauersymposiums hätte stimmungsvoller kaum verlaufen können. Es herrschte wieder Volksfeststimmung bei strahlend blauem Himmel - wie schon neun Tage zuvor bei der Eröffnung. Es gab allerdings einen entscheidenden Unterschied: An Christi Himmelfahrt standen auf dem Wartenberger Marktplatz unförmige Eichen- und Eschenstämme, inzwischen ist daraus filigrane Kunst geworden.

Der kanadische Holzbildhauer Volker Steigemann tanzte zu den Klängen der Lehrer-Jazzband der Kreismusikschule und dabei sah man, wie die Last der Plackerei von ihm abgefallen war. Das galt auch für seine acht Künstler-Kollegen, sie drückten es nur anders aus als der Mann von der Pazifikküste. Sie alle waren erschöpft nach neun Tagen Knochenarbeit - aber zu Recht stolz auf das Geleistete.

Das gilt auch für Wartenbergs Bürgermeister Manfred Ranft, der sich immer häufiger leisen Spott anhören musste. Um 20 Zentimeter breiter sei seine Brust in den vergangenen Tagen geworden, hieß es. "Die haben Recht," sagt Ranft dazu. "Mir ist ein Hemdknöpfchen mehr abgesprungen vor lauter Stolz." Ständig ist der Bürgermeister zwischen Rathaus und Marktplatz hin- und hergependelt - als Überzeugungstäter:

"Das war richtig und notwendig, wenn man Gäste hat, soll man sich auch kümmern." Das Symposium bleibe für ihn das größte Ereignis in dieser Amtsperiode . "Das wird nicht mehr zu toppen sein." Ranft dankte den Nachbarn für die Geduld und das Verständnis für den unumgänglichen Lärm. "Jetzt aber ist es überstanden, die Sägen ruhen wieder." Aber sie seien ja dadurch entschädigt worden, dass sie in der ersten Reihe saßen. Steigemann sagt sogar: "Sie werden uns vermissen."

Auch der künstlerische Leiter Wolfgang Fritz bekannte, er sei ziemlich erledigt, fügte aber praktisch im gleichen Atemzug hinzu, dass die Aufgabe erst dann erledigt ist, wenn die Skulpturen an ihren Standorten angekommen sind. Fritz sagte, er wünsche sich für die Kunstwerke "einen würdigen Platz, die Künstler haben es verdient" (siehe auch Kasten). Der Oberdinger Holzbildhauer ist kein Riese von Statur, aber auch er scheint während des Symposiums ein paar Zentimeter gewachsen zu sein.

Was ihm zu gönnen ist, denn ohne Fritz hätte es "dieses Fest der Begegnung", wie er das Symposium bei der Schlussansprache nannte, nie gegeben. Und tatsächlich waren die Leute aus allen Ecken des Landkreises gekommen, manche waren aus München angereist, einen trieb die Neugier sogar aus dem Bayerischen Wald nach Wartenberg. Mit dem Holzbildhauer-Symposium ist allerdings erst ein Drittel der Strecke zum "Skulptourenweg" zurückgelegt, der am Ende das Ergebnis des ehrgeizigen Projekts sein soll. Eigens angelegte Radstrecken werden dann an der Kunst am Wegesrand vorbeiführen.

Vom heutigen Dienstag an werden die Kunstwerke an ihrem Bestimmungsort aufgestellt. In den Genuss der Skulpturen - und zwar "fast geschenkt", wie Fritz sagt, - kommen schon einmal Fraunberg, Kirchberg, Berglern, Langenpreising, Steinkirchen, Inning am Holz, Hohenpolding, Taufkirchen und natürlich Wartenberg. Unterm Strich fehlen also noch 17 Landkreisgemeinden, doch das, sagt die Erdinger Fremdenverkehrs-Chefin Pamela Kruppa, dürfte mit dem Wind dieses "Highlights" im Rücken kein Problem mehr sein. Sie denkt - wie auch Fritz - an einen Zwei-Jahres-Rhythmus. Dann sei in gut sechs Jahren der gesamte Landkreis erschlossen. Kruppa: "Jetzt ist die Motivation und der Ansporn da für die Gemeinden, die als nächstes dran sind."

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SZ vom 21.05.2013
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