Wartenberg:Auf dem Weg nach Krakau

Polish Cardinal Dziwisz arrives to attend a prayer at Saint Peter's Basilica in the Vatican

Kraukaus Kardinal Stanislaw Dziwisz zelebriert eine Ratsherrenmesse.

(Foto: REUTERS)

Wartenberg kann am Samstag mit Kardinal Stanislaw Dziwisz den nächsten Gastgeber des Weltjugendtags höchstpersönlich begrüßen. Einen besseren Botschafter für das globale Treffen kann es kaum geben

Von Wolfgang Schmidt, Wartenberg

Der Spruch von Papst Franziskus galt natürlich dem ganzen Erdkreis. "Liebe junge Freunde, für den nächsten Weltjugendtag, im Jahr 2016, haben wir eine Verabredung in Krakau", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche zum Abschluss des Weltjugendtages 2014 in Rio. Da war noch nicht klar, dass ausgerechnet Wartenberg auf dem Weg nach Polen eine Station sein würde. Und dass man noch dazu mit Kardinal Stanislaw Dziwisz den nächsten Gastgeber des Großereignisses im Marktflecken höchstpersönlich begrüßen darf. Irgendwie scheint der geistliche Würdenträger den Ort zu schätzen, war er doch vor zwei Jahren schon einmal hier, um eine Reliquie von Johannes Paul II. zu stiften, dessen Sekretär er von 1966 bis 2005 war.

Und irgendwie scheinen Einladung und Zusage eher über den ganz kleinen Dienstweg gelaufen zu sein. Jörg Basten ist der Pfarrgemeinderatsvorsitzende von Wartenberg, der sich über die Umstände nicht näher auslassen will. Es muss aber irgendwie auf der Schiene "kommen Sie doch mal vorbei, wenn Sie in der Nähe sind", passiert sein. Kardinal Dziwisz ist diese Woche auf Einladung seines Münchner Amtskollegen Reinhard Marx in der Erzdiözese München und Freising. Da ist ein Abstecher nach Wartenberg räumlich gesehen kein großer Umweg - und für den Pfarrverband kann es keinen besseren Botschafter geben, um Jugendliche für eine Teilnahme am Weltjugendtag zu gewinnen.

Kardinal Dziwisz wird in der Wartenberger Pfarrkirche am kommenden Samstag um 11 Uhr einen Gottesdienst zelebrieren und zum Thema "Göttliche Barmherzigkeit" predigen. Das geschieht im Rahmen einer sogenannten Ratsherrenmesse mit Vertretern der kommunalen und kirchlichen Gremien aus Wartenberg, Zustorf, Berglern und Langenpreising. Kurz vor dem Gottesdienst gibt es ein gegenseitiges Vorstellen, dann folgt der festliche Einzug in die Kirche mit Ministranten aus allen vier Pfarreien. Danach gibt es einen Stehempfang im Pfarrgarten und im Pfarrsaal einschlägige Filme zum Weltjugendtag.

So ein Kardinal kommt natürlich nicht alleine. Er hat in seinem Gefolge unter anderem Janus Marszalek dabei. Marszalek ist der ehemalige Oberbürgermeister von Auschwitz und der kennt Wartenberg ziemlich gut. In den achtziger Jahren hat er hier sogar gewohnt, als er ein Praktikum in Erding als Steuerprüfer/Steuerberater gemacht hat. "Er ist ein bisschen so ein Weizsäcker-Typ", sagt Basten. So ein "edler Typ" . Neben seiner politischen Tätigkeit hat Marszalek vor zwölf Jahren ein Relikt aus kommunistischer Zeit abgeschafft und aus den großen Heimen zur Unterbringung von Waisenkindern einen eher familienähnlichen Verbund nach Art der SOS-Kinderdörfer geschaffen. Und Marszalek ist bereit, ein gewisses Kontingent in diesem Kinderdorf zur Verfügung zu stellen für die Übernachtung von bis zu 50 Wartenberger Jugendlichen.

Es könnten interessante Erfahrungen für die jungen Menschen werden, was "das schwierige deutsch-polnische Verhältnis" angeht, was ihnen aus ihrer Warte heraus vielleicht gar nicht mehr so bewusst sei, sagt Basten. "Wer weiß das heute schon bei uns, was alles passiert ist". In Polen, sagt Basten, sind die Ereignisse noch immer präsent. Zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz seien 50 polnische Bischöfe und mehr als 1000 Priester gekommen. Da habe man gemerkt, wie tief die Ereignisse von damals noch im Inneren sitzen.

Im Pfarrverband hat man damit begonnen, für die Reise nach Krakau zu werben. Die Ministranten, Firmlinge und die Mitglieder der katholischen Landjugend wurden schon angesprochen. Mitmachen kann aber jeder, der zwischen 14 bis 35 Jahre alt ist - natürlich sind auch gesetztere Semester als Begleitpersonen dabei. Das grobe Programm hat Basten auch schon im Kopf. Die Wartenberger Delegation würde in Rajsko, einem Vorort von Auschwitz, übernachten. Sicherlich, sagt Basten, sei auch ein Tag im Zentrum für Dialog und Gebet möglich. Vadovice, der Geburtsort von Johannes Paul II., ist in der Nähe, und dann gibt es natürlich den Weltjugendtag in Krakau selbst, wo man zusammen mit jungen Menschen aus allen Kontinenten dem Papst begegnet. Das alles kostet zudem nicht die Welt: Mit 200 Euro sind die Jugendlichen laut Weltjugendtags-Seite mit dabei.

2005 fand das Schlussereignis auf dem Kölner Marienfeld statt, Ludwig Waitzenauer aus Berglern war als damals 27-jähriger von der Atmosphäre begeistert. Bastens Stellvertreter im Pfarrverband schwärmt noch heute von seinen damaligen Erfahrungen. "Das ist eine einmalige Gelegenheit, man muss einmal am Weltjugendtag teilnehmen", sagt Waitzenauer. Am Samstag wird Wartenbergs polnischer Pfarrer Gregor Bartkowski landsmannschaftliche Verstärkung von einer Gruppe polnischer Priester erhalten, die aus ihren Pfarreien in der näheren Umgebung anreisen. Der Chor wird "Gaude Mater Polonia" singen, was für diese ein besondere Genuss sein wird. "Feierlich wird es in jedem Fall", sagt Basten.

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