Walpertskirchen:Untrennbar verknüpft mit dem Zeitgeist

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Der Walpertskirchener Autor Karl Bürger hat ein neues Buch zur Eisenbahngeschichte veröffentlicht. Er befasst sich darin mit dem Streckenbau München-Mühldorf-Simbach und der Innkreisbahn

Von Thomas Daller, Walpertskirchen

Der Walpertskirchener Autor Karl Bürger ist ein autodidaktischer Eisenbahnhistoriker und den Lesern im Landkreis vor allem durch sein Buch "Von königlich bayerischen Zeiten zur S-Bahn und Flughafenbahn. Eisenbahngeschichte am Beispiel des Landkreises Erding" bekannt, das 2013 erschienen ist. Nun hat er zusammen mit Alfred Baumgartner aus Kirchdorf am Inn und Franz Mühlberger aus Stubenberg ein neues Buch verfasst, das sich mit der Eisenbahn rund um Simbach und Braunau am Inn beschäftigt. Das Buch umfasst 304 Seiten und 630 überwiegend großformatige Bilder.

Das umfassende Werk erscheint zum 150-jährigen Jubiläum des Streckenbaus München - Mühldorf - Simbach und der österreichischen Verlängerung, der sogenannten Innkreisbahn. Das Buch widmet sich in seinen Schwerpunkten dem Streckenabschnitt Mühldorf-Simbach, dem Grenzbahnhof Simbach und dem Nachbarbahnhof Braunau, der Innkreisbahn Simbach-Ried im Innkreis, der Mattigtalbahn Braunau-Steindorf, der Anschlussbahn hinauf nach Ranshofen und den längst stillgelegten Nebenbahnen Simbach-Tutting - Pocking und Tutting-Rotthalmünster- Kößlarn. Ferner sind auch Mühldorf, Altötting, Burghausen und Neuötting darin vertreten, ebenso wird die vergessene Dampfstraßenbahn Neuötting-Altötting mit einem Bildteil gewürdigt. Diese Woche ging es in Druck, die Auflage in einer Höhe von 1500 Stück wird noch im Juli geliefert.

Bürger gilt als leidenschaftlicher Verfasser von Eisenbahnbüchern. Sie unterscheiden sich aber von jenen, die es in jeder Bahnhofsbuchhandlung zu kaufen gibt, die hauptsächlich Nostalgie beinhalten und ansprechende, schöne Bilder aus einer versunkenen Zeit beschwören. Bürger setzt sich kritisch mit der damaligen Zeit auseinander und entkoppelt die Eisenbahngeschichte nicht von den herrschenden Verhältnissen.

So war auch sein Buch über die Eisenbahngeschichte im Landkreis Erding sehr erhellend, das leider mittlerweile vergriffen ist. In diesem Buch wird am Beispiel der Region östlich Münchens ungeschminkt darlegt, was aus der Eisenbahn geworden ist. Dass dabei die Institution Bundesbahn und auch die Deutsche Bahn AG nicht gut wegkommen, ist unvermeidbar. Das Werk spannt den Bogen vom Bau der bis heute sehr stiefmütterlich behandelten Hauptbahn München-Mühldorf und der "Vicinalbahn" Markt Schwaben- Erding, der Wahl des Flughafen-Standortes im Erdinger Moos, dessen Schienenanbindungen und den versäumten Flughafen-Fernbahnanschluss bis zu den neuesten Planungen zu den seit 1985 in der Diskussion stehenden Neu- und Ausbauvorhaben.

2017 erschien sein zweites Buch über die Bahnstrecke "München-Mühldor- Simbach. Glanz, Niedergang und Renaissance einer königlich bayerischen Eisenbahn". Darin wurden auch die jüngeren Zweigstrecken, von der Ismaninger Lokalbahn bis zu deren Aufstieg zur Flughafen-S-Bahn bis hin zu den Projekten Erdinger Ringschluss und Walpertskirchener Spange porträtiert.

In seinem neuen Werk über die Eisenbahnen im Raum Simbach und Braunau spannt er den Bogen vom Streckenbau über die vermeintlich "gute alte Zeit", die es weder im königlich bayerischen Gäu noch im Innviertel der k. u. k.-Epoche gab, über die Entwicklung der Bahnen westlich und östlich des Inns in der Zwischenkriegszeit, der NS-Zeit und der Zeit nach 1945 bis in jüngste Zeit. Es zeigt auf, auch mit Seitenblicken, wie sich das Eisenbahngeschehen diesseits und jenseits der Grenze in den jeweiligen Zeitabschnitten gestaltete. Schließlich sei die Eisenbahn und ihre Geschichte untrennbar verknüpft mit dem Zeitgeist, so Bürger.

© SZ vom 03.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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