Walpertskirchen:Die Bagger stehen bereit

Walpertskirchen: Das ehemalige Kloster der Englischen Fräulein soll Platz machen für den neuen Kindergarten.

Das ehemalige Kloster der Englischen Fräulein soll Platz machen für den neuen Kindergarten.

(Foto: Renate Schmidt)

Das ehemalige Kloster der Englischen Fräulein soll abgerissen werden. Doch gegen die Entscheidung des Gemeinderats von Walpertskirchen regt sich Widerstand. Nun soll das Gremium über den Abbruch abstimmen

Von Regina Bluhme, Walpertskirchen

Das ehemalige Kloster der Englischen Fräulein in Walpertskirchen soll abgerissen werden. Das hat der Gemeinderat im Februar einstimmig beschlossen. Die Bagger könnten längst loslegen, doch Bürgermeister Franz Hörmann (CSU) hat einen Stopp verhängt. Anfang März hatte ihn eine E-Mail erreicht, in der Anton Wölfinger eine Unterschriftenaktion für ein Bürgerbegehren angekündigt hatte, mit dem der Abriss verhindert werden soll. Hörmann will dem zuvor kommen. An diesem Donnerstag, 12. März, steht Wölfingers Anliegen im Gemeinderat auf der Tagesordnung. Das Gremium soll über die Frage der geplanten Unterschriftenaktion abstimmen: Soll das Kloster erhalten bleiben - Ja oder Nein?

"Hier in Walpertskirchen stehen die Abrissbagger bereit", so beginnt die E-Mail von Anton Wölfinger. Mit dem Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren - circa 200 wären in Walpertskirchen nötig - hatte Wölfinger da noch nicht begonnen. Wölfinger war bis Montag er noch nicht dazu gekommen sei, Flyer und Listen zu kopieren. Die Aktion "Rettet das Kloster der Englischen Fräulein" kommt für Hörmann ziemlich ungelegen. Laut Hörmann sind die Planungen im Gemeinderat und in Bürgerversammlungen besprochen worden, seit kurzem befinde sich das Grundstück im Besitz der Gemeinde, am 12. Februar habe der Gemeinderat einstimmig beschlossen, das Gebäude abzureißen und an der Stelle einen neuen Kindergarten zu errichten: "Wir sind jetzt in der Umsetzungsphase." Im Herbst soll es losgehen.

Als er von der Unterschriftenaktion gehört habe, habe er erst mal das Projekt gestoppt, "rein rechtlich hätten wir abreißen können und dürfen, aber ich wollte keine Fakten schaffen", so Hörmann. Wölfingers Anliegen werde nun an diesem Donnerstag "als Petition, als Antrag eines Bürgers" behandelt. Sollte der Gemeinderat die Frage, ob das Klostergebäude erhalten bleiben soll, mehrheitlich mit Nein beantworten, werde er am Freitag "vermutlich den Abriss freigeben", so Hörmann.

Zur Geschichte des Gebäudes ist beim Landesamt für Denkmalpflege folgendes zu erfahren: Die südliche Hälfte des zweigeschossigen Satteldachbaus ist im Jahr 1811 als Schulhaus entstanden. 1872 wurde das Anwesen um die nördliche Hälfte erweitert und als Mädchenschule und Wohnhaus der Englischen Fräulein genutzt. Nachdem im Jahr 1901 in unmittelbarer Nachbarschaft ein neues Schulhaus errichtet worden war, diente das Anwesen den Schwestern als Wohnhaus. Dazu seien "die einstigen Schulräume in einzelne Zimmer unterteilt" worden, schreibt die Pressestelle des Landesamts. Und: "Die Ablesbarkeit als Schulhaus ist in Folge der unterschiedlichen, baulichen Veränderungen nicht mehr gegeben."

Anfang der 70er Jahre haben die Englischen Fräulein Walpertskirchen verlassen, so Bürgermeister Franz Hörmann. Das Ordinariat habe das Haus an den Bildhauer Erich Heuschneider vermietet. Im Erdgeschoss hatte der Künstler seine Werkstatt und oben die Wohnung. Der Garten war ein richtige Hingucker, dort hatte Heuschneider seine Werke ausgestellt. Vor etwa vier Jahren ist Heuschneider in ein Seniorenheim gezogen. 35 seiner Exponate hat er der Gemeinde geschenkt. Die Skulpturen aus dem Garten haben einen neuen Platz gefunden. Im neuen Teil des Friedhofs gibt es jetzt einen öffentlich zugänglichen und sehenswerten Skulpturenweg. Anton Wölfinger betont den kulturgeschichtlichen Stellenwert des "für ein kleines Dorf einzigartigen und das Dorfbild seit 150 Jahren prägenden" Denkmals. Zudem kritisiert er, dass das Landesamt für Denkmalpflege nie involviert worden sei. Er habe mit dem Landesamt für Denkmalschutz Kontakt aufgenommen, sagt Hörmann und dort erfahren, dass ein Denkmalschutzstatus aufgrund der vielen Umbauten "nicht möglich ist". Das Landesamt schreibt, dass die Veränderungen zur "Reduzierung des historischen Baubestands des insgesamt schlichten Gebäudes" beigetragen hätten. Es geht um neue Fenster, Bodenbeläge und Erneuerung von Teilen des Türbestands im Inneren. Ein Eintrag in die Bayerische Denkmalliste könne nicht erfolgen. Ganz vergessen werden soll die Einrichtung nach dem Abriss aber nicht. Hörmann betont, dass die Inschriften auf dem Klostergebäude einen Platz auf dem Neubau finden werden. "Wir wollen eine Verbindung schaffen."

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