Wahlkampf und Startbahngegner:Söder bringt Gillamoos nach Erding - "Wir kommen durch die Krise"

Lesezeit: 3 Min.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht im Weissbräuzelt. (Foto: Juergen Brinkmann)

Ministerpräsident Markus Söder kann mit einer launigen Rede im Erdinger Weißbräuzelt ein ausgesuchtes Publikum begeistern, das überwiegend aus CSU-Mitgliedern besteht. Vor dem Zelt aber empfangen ihn Startbahngegner.

Von Thomas Daller, Erding

In einem Jahr stehen die nächsten Landtagswahlen in Bayern an und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist schon mitten im Wahlkampf. Mehr als ein Dutzend Volksfeste hat er in den vergangenen fünf Wochen besucht, am Wochenende war er am Gillamoos und am Montag, im Anschluss an das Herbstfest, im Erdinger Weißbräuzelt. Vor einem Publikum, das überwiegend aus CSU-Mitgliedern bestand, präsentierte er sich nicht nur als staatstragender Ministerpräsident, sondern auch als launiger Showmaster. Für Bayern und Erding gab es nur Lob der Superlative, für den politischen Gegner Kritik, Klischees und Klamauk. Dem Publikum gefiel es: Am Schluss seiner Rede gab es stehende Ovationen.

Früher wurden Plakate für Wahlkampfauftritte von Ministerpräsidenten im Landkreis flächendeckend geklebt, für Söder fiel die Werbung vergleichsweise dezent aus; so dezent, dass sich manche Passanten über die Besucherströme wunderten: "Ja feiern die denn immer noch, ich dachte, das Herbstfest ist vorbei."

Zwei Seiten: Die einen empfangen Markus Söder mit Trillerpfeifen und Protestplakaten... (Foto: Jürgen Brinkmann)
. . . die anderen empfangen ihn mit Blumen und freundlichen Worten. (Foto: Jürgen Brinkmann)

Den Gegnern der dritten Startbahn war das natürlich nicht entgangen: Etwa 70 von ihnen empfingen den CSU-Vorsitzenden beim Eintreffen vor dem Festzelt mit Trillerpfeifen und Plakaten, auf denen ein endgültiger Stopp des klimaschädlichen Prestigeprojekts gefordert wurde. Der Empfang im Bierzelt war dafür umso freundlicher, als Söder mit Defiliermarsch, umgeben von Staatsministerin Ulrike Scharf, dem Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz, Landrat Martin Bayerstorfer und Oberbürgermeister Max Gotz Willkommensapplaus bekam.

Im Festzelt war ein Großteil der Tische für die zahlreichen und mitgliederstarken CSU-Ortsverbände aus dem Landkreis, für JU und Frauen-Union reserviert. Der Andrang von Nicht-Parteimitgliedern hielt sich in Grenzen, ein Viertel des Zelts blieb leer. OB Gotz sprach in seiner Begrüßung dennoch von einer "Großveranstaltung, die zeigt, wem das Interesse gilt".

Auftritte, die in Erinnerung bleiben

Gotz nannte die Auftritte von Ministerpräsidenten im Anschluss an das Herbstfest eine Tradition und erinnerte an Günther Beckstein, der 2008 auf dem Herbstfest Autofahrern zwei Mass Bier zugestanden hatte. Dass Beckstein sich damit zum Gespött gemacht und bei der anschließenden Landtagswahl erst die absolute Mehrheit und dann den Parteivorsitz verloren hatte, thematisierte er nicht.

Söder bezeichnete den Landkreis als "ganz starke Region", die wirtschaftlich nicht nur zu den besten deutschlandweit zähle, sondern gar "europaweit und global". Das verdanke man auch Landrat Bayerstorfer, der es schaffe, trotz des Zuzugs die Identität zu bewahren. Sie seien befreundet, seit sie als junge Männer vor mehr als 25 Jahren erstmals in den Landtag einzogen seien: "Wir waren die längsten und hielten uns für die größten."

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"Es wird kein Zusperren mehr geben"

Söder zog eine Bilanz der vergangenen beiden Corona-Jahre und sagte, "unsere Arbeit hat allein in Bayern 130.000 Leben gerettet". "Wir bleiben vorsichtig, aber die Lage heute ist nicht wie die vor zwei Jahren", sagte er im Kontext von Volksfesten und der Wiesn. "Absperren und zusperren wird es in Bayern nicht mehr geben." Darauf folgte lauter Jubel im Zelt.

Söder monierte auch ein Versagen der Ampelkoalition in der Energiekrise, wodurch sich beispielsweise bei Bäckern die Kosten verzehnfacht hätten. Wenn die Gasspeicher in Bayern und Österreich nicht rechtzeitig gefüllt würden, werde das Gas bereits im Februar ausgehen: "Kein Wirtschaftsunternehmen kommt mit einem grünen Waschlappen durch."

Mit Edelweiß und E-Mobil

"Ich habe das Gefühl, dass vor dem Hintergrund der großen Krisen wie Corona und Energie auch andere Dinge im Land verändert werden", fuhr Söder fort. "Und ich bin dagegen, dass Drogen freigegeben werden." Als Jugendlicher habe er das Buch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" gelesen und so etwas wolle er in Bayern nicht. Erneuter Beifall, Krüge hoch.

Auch dass man eine "harte kulturelle Debatte über Winnetou" führe, missfalle ihm: "Wem`s nicht gefällt, soll Hanni und Nanni lesen." Bayern sei ein Freistaat, kein Zwangsstaat.

"Ja, wir haben eine Krise", schloss Söder, "aber wir kommen durch, weil wir ein starkes Land sind, mit Laptop und Lederhose, Edelweiß und E-Mobil. Wir sind erfolgreicher als andere, und das hat schon was mit Weichenstellungen zu tun." Diese Weichen hätten Goppel, Strauß, Seehofer "und jetzt ich" gestellt: "Gott schütze Bayern, Gott schütze Erding, Gott schütze die CSU". Das Publikum sprang auf, stehende Ovationen. Landrat Bayerstorfer übergab als Gastgeschenk ein Weißbierglas, ein "Erdinger Busserl" für Söders Frau und "Leckerlis für den Hund". Es folgten das gemeinsame Absingen der Bayernhymne, der Nationalhymne - und dann war die Polit-Party zu Ende.

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