Vorhaben des Landkreises :Angst vor dem Kahlschlag

Ab 15. Oktober sollen am Notzinger Weiher die Bagger anrollen und mit den Erdarbeiten für den künftigen Jugendzeltplatz beginnen. Noch immer gibt es keine konkrete Planung für den Uferbereich. Die Klage des Bund Naturschutz bleibt weiter in der Schwebe

Von Regina Bluhme, Oberding

Wenn die Badesaison zu Ende ist, dann werden am Notzinger Weiher die Bagger anrollen. Am 15. Oktober sollen laut Landratsamt die Arbeiten für den Jugendzeltplatz auf dem Areal beginnen. Den Anfang macht der Erd- und Landschaftsbau. Sechs Bäume sollen zunächst einmal gefällt werden. Dabei wird es nicht bleiben. Der Bund Naturschutz lässt die Klage gegen das Vorhaben derzeit ruhen, denn noch immer ist unklar, wie der weitere Bereich gestaltet werden soll. Laut Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wird aktuell an den Plänen gefeilt. An dem umstrittenen Naturlehrpfad will er aber auf jeden Fall festhalten. Für die Wasserrettung soll nun ein Sanitätsraum in einer Kammer des Kiosks eingerichtet werden. Heinrich Link, der den Kiosk seit 47 Jahren betreibt, ist davon nicht begeistert.

Vorhaben des Landkreises : Badegäste befürchten, dass es mit der Ruhe am verwunschenen Badeweiher vorbei ist, wenn Jugendliche nebenan ihre Zelte aufschlagen.

Badegäste befürchten, dass es mit der Ruhe am verwunschenen Badeweiher vorbei ist, wenn Jugendliche nebenan ihre Zelte aufschlagen.

(Foto: Renate Schmidt)

Das Vorhaben des Landkreises, neben dem verwunschenen kleinen Weiher einen Jugendzeltplatz mit einem Servicegebäude, Lagerschuppen und Sanitäranlage zu errichten, vor allem aber die Umgestaltungspläne für den Uferbereich, hatten von Anfang an hohe Wellen geschlagen. Nach Kritik von Badegästen und Naturschützern hatte Landrat Bayerstorfer im Juni bei der Bürgerversammlung eine deutlich abgespeckte Variante präsentiert. Besonders heftig wurde dort das Thema einer Wasserrettung diskutiert. "Durch Zufall", so Landrat Bayerstorfer, haben nun Mitarbeiter des Landratsamts im Pachtvertrag mit Heinrich Link einen interessanten Passus entdeckt: Demnach muss Link in seinem Gebäude einen Raum für Sanitätszwecke zur Verfügung stellen.

Vorhaben des Landkreises : Am 15. Oktober sollen laut Landratsamt die Bagger anrollen.

Am 15. Oktober sollen laut Landratsamt die Bagger anrollen.

(Foto: Renate Schmidt)

Bislang hat Link die Kammer zum Abstellen von Schubkarren, Gartengeräten und Rasenmäher genutzt. Jetzt hat er alles freigeräumt "und eine neue Eingangstür hab ich auch reinmachen lassen", sagt Link. Allerdings kann er sich nicht recht vorstellen, dass der nach seinen Angaben etwa 2,50 auf 2,50 Meter große Raum überhaupt dafür geeignet ist. Ein Kontrollblick aus dem Fenster auf den See sei jedenfalls nicht ohne weiteres möglich, "da schaut der Wasserwachtler nur auf Stauden".

Vorhaben des Landkreises : Heinrich Link betreibt seit 47 Jahren den Kiosk am Weiher.

Heinrich Link betreibt seit 47 Jahren den Kiosk am Weiher.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Ausschreibung für die Erd- und Landschaftsarbeiten läuft, im Zuge der Arbeiten müssen laut Bayerstorfer sechs Bäume im Bereich des künftigen Zeltplatzes gefällt werden. Insgesamt aber müssen auf dem gesamten Areal, also in den Bereichen Weiher, Parkplätze, Zeltlager, wohl an die 80 Bäume weichen. Die Zahl dementiert Bayerstorfer nicht. Heinrich Link befürchtet "einen Kahlschlag".

Er wolle noch die Vorschläge von Notzings Ortsausschuss abwarten, deshalb könne aktuell "noch nicht abschließend gesagt werden, wie die Gestaltung des Areals letztendlich aussieht", erklärt Landrat Bayerstorfer. Außerdem werde auch über Anregungen aus der Bürgerversammlung beraten, da gehe es um Einstiegshilfen oder einen Spielplatz. Wenn die Planung dann stehe, werde im zuständigen Kreisausschuss darüber beschlossen. Ebenfalls noch nicht entschieden ist laut Landrat die Frage der Trägerschaft für den Zeltplatz.

Vorhaben des Landkreises : Der Notzinger Weiher sei ein "Juwel", betont Manfred Drobny, der Kreisgeschäfts-führer des Bund Naturschutz. Die Pläne bedrohten auch den Lebensraum der Ringelnatter.

Der Notzinger Weiher sei ein "Juwel", betont Manfred Drobny, der Kreisgeschäfts-führer des Bund Naturschutz. Die Pläne bedrohten auch den Lebensraum der Ringelnatter.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Pläne zerstörten eine der wenigen naturbelassenen Ruheoasen in der Region, hatte der Bund Naturschutz im Januar bei Klageeinreichung betont und zugleich auch das Verfahren heftig kritisiert. Die Klage "hängt noch in der Schwebe", sagt Manfred Drobny, Kreisgeschäftsführer auf Nachfrage der SZ. Sie werde so lange ruhen, bis die endgültige Planung des Landkreises steht. "Wir wissen derzeit aber auch nicht, wie die aussehen wird." Dass der Jugendzeltplatz neben dem Weiher gebaut werde, diese Kröte hat der Bund mehr oder weniger geschluckt, "aber unser zentrales Ziel ist es, dass der Uferbereich des Weihers weitestgehend in Ruhe gelassen wird", so Drobny. Ob das so sein wird, müsse sich erst noch zeigen.

Auch wenn der Landkreis die Planung ordentlich abgespeckt hat und sich beispielsweise von mehreren neuen Stegen und einer Schwimminsel verabschiedet hat: Von dem Naturlehrpfad nördlich des Weihers will der Landrat nicht lassen, das sehe er "ein bisschen als mein Steckenpferd, so etwas gehört zu dem Zeltplatz für mich dazu". Heinrich Link hat sich kürzlich in einem Brief an die SZ gegen die Pläne gewandt, entlang der Dorfen einen Naturlehrpfad einzurichten. Es sei dem Steuerzahler nicht zuzumuten, "eine Trasse, die zigtausende von Euro kosten würde durch bestehendes Busch- und Baumwerk zu schlagen". Von einem bereits vorhandenen Trampelpfad kann laut Link keine Rede sein. Auch Manfred Drobny hält den geplanten Naturlehrpfad für "komplett überflüssig". Egal, wie abgespeckt die Planung des Pfads erfolge, es stelle einen Eingriff in die unberührte Natur dar.

Am Dienstag berät der Gemeinderat Oberding über den Jugendzeltplatz. Laut Tagesordnung geht es in der Sitzung um eine Tektur bei der Abwasserbeseitigung, um eine bauliche Veränderung bei der geplanten Kleinkläranlage.

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