Süddeutsche Zeitung

Volksbegehren kurbelt Nachfrage an:Mehr Futter für Bienen

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Frühjahrstrend in den Gärtnereien: Die Nachfrage nach Blühpflanzen für Insekten ist enorm. Auch Beerensträucher sind sehr beliebt, damit Kinder zur Erntezeit etwas zu naschen im Garten finden

Von Thomas Daller, Landkreis

Nach dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" kritisierten viele Landwirte, dass die Gesellschaft nun ihnen allein diese Aufgabe aufbürde. Doch das ist offenbar nicht der Fall: viele Gartenbesitzer fragen derzeit in den Gärtnereien nach Pflanzen, die Insekten Nahrung bieten. Sowohl in Erding als auch in Dorfen ist das der wichtigste Gartentrend. Auch wenn der eine oder andere nur einen Balkon hat, so wollen viele zumindest einen großen Topf oder einen Balkonkasten mit Blühpflanzen ansäen.

In den Gärtnereien ist jetzt Hochsaison, die Zeit der Bodenfröste geht zu Ende, das anhaltend warme Wetter animiert dazu, den Garten für die neue Saison fit zu machen. Und die Nachfrage nach Blühpflanzen für Insekten "ist heuer extrem geworden", sagt Robert Gauster, Juniorchef der Gärtnerei Gauster in Dorfen. Das Bewusstsein für das Insektensterben sei geschärft worden, die Kunden würden sich gezielt nach Pflanzen erkundigen, mit denen sie Bienen und Schmetterlingen helfen könnten. "Das trifft uns nicht unvorbereitet", sagte Gauster, schon seit Jahren lege man zusammen mit Imkern Blühflächen an. Je nachdem, ob die Kunden ein Fleckchen im Garten dauerhaft als Blühwiese umwidmen oder einen großen Topf auf die Terrasse stellen wollen, rate man zu mehr- oder einjährigen Blühpflanzen. Er hoffe im Sinne der Insekten, dass sich dieser "große Trend" verfestige und nicht wieder verpuffe.

Auch in der Gärtnerei Hagl in Erding sind Blühpflanzen für Insekten in diesem Frühjahr der Renner, sagt Andrea Hagl. Dabei spiele auch die Beratung eine wichtige Rolle, denn nicht alles, was blüht, kann von den Insekten auch genutzt werden. Gefüllte Blüten wie bei Narzissen oder Forsythien seien für Bienen und Schmetterlinge nutzlos, Nahrung bieten offene Blüten, "bei denen die Staubwedel schön rausschauen", sagt Hagl. Auch wenn man bereits einen Steingarten angelegt habe, könne man dort noch einen Topf mit einem Zwergflieder hineinstellen und damit Insekten Nahrung bieten.

Der zweite Trend in den Gärtnereien geht in Richtung Gemüsegarten und Beeren. Früher hätten eher ältere Kunden Salatpflänzchen und Gurkensetzlinge gekauft, sagt Robert Gauster. Aber mit dem Zuzug von vielen jungen Familien in den Landkreis habe sich das gewandelt. Sie würden häufig kleine Gemüsebeete oder auch Hochbeete anlegen und gemeinsam mit ihren Kindern gärtnern. Auch Beerensträucher seien sehr beliebt, damit die Kinder zur Erntezeit etwas zu naschen im Garten finden. "Diesen Trend spüren wir schon seit 2018", sagt Andrea Hagl. Vor allem junge Familien hätten Interesse, Gemüse oder Beeren anzupflanzen: "Viele kommen schwanger daher", sagt Hagl - Gartengestaltung mit Weitblick. Tomaten-, Gurken-, oder Paprikapflänzchen seien gefragt, aber auch Küchenkräuter für Kräuterspiralen. Auch dabei sei die fachliche Beratung sinnvoll: "Schnittlauch und Petersilie beispielsweise sollte man auseinander setzen, die vertragen sich nicht."

Und noch einen Trend spüren die Gärtnereien im Landkreis: dass der trockene Sommer des vergangenen Jahres vielen noch gut im Gedächtnis geblieben ist. Das betrifft weniger die Gärten als vielmehr die Friedhöfe. Wer ein Grab pflegt, musste im Sommer 2018 nahezu täglich gießen. Der eine oder andere hat sich seither Gedanken gemacht, ob man eventuell neu anpflanzen sollte, mit Gewächsen, die robuster sind und weniger Wasser benötigen, wenn sich so ein Sommer wiederholt. Andrea Hagl empfiehlt beispielsweise Eisbegonien oder Dipladenia. Aber auch sie müsse man zweimal in der Woche gießen. Auch Robert Gauster hat Pflanzen im Sortiment, die mit wenig Wasser auskommen: "Ganz ums Gießen kommt man dennoch nicht herum."

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Quelle:
SZ vom 24.04.2019
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