Vitus Eicher:Mühevoller Abschied

TSV 1860 München - 1. FC Kaiserslautern

Da hatte er noch bessere Aussichten bei 1860 München: Vitus Eicher schonte weder sich noch andere.

(Foto: dpa)

Torwart Vitus Eicher aus Erding hat nach 16 Jahren den TSV 1860 München verlassen. Jetzt sieht er bessere Perspektiven

Von Simon Groß, Erding

"Ich mag die Begriffe erster und zweiter Torwart nicht. Ich glaube, dass alle im Fußballkader einen gewissen Wert haben", sagt Vitus Eicher. Der gebürtige Erdinger ist vor drei Monaten von seinem Stammverein TSV 1860 München zum Zweitliga-Rivalen FC Heidenheim gewechselt. Vor seinem Wechsel war er zuletzt dritter Torhüter bei 1860. Doch von dieser Rangordnung hält er nicht viel: "So eine Kategorisierung wird dem Ganzen nicht gerecht. Wer spielt, das kann sich sehr schnell ändern."

Das musste Eicher auch selbst erfahren: Obwohl er in der Saison 2015/2016 noch als erster Torwart der Löwen spielte und den Verein laut einhelliger Meinung ein Jahr zuvor vor dem Abstieg in die dritte Liga bewahrte, durfte er anschließend nur noch für das Regionalligateam auflaufen - eine bittere Pille für den heute 26-Jährigen. Mit neun Jahren war er dem Münchner Traditionsverein beigetreten und hatte dort die gesamte Jugendabteilung durchlaufen. Doch nach 16 Jahren Vereinsmitgliedschaft sah Eicher beim TSV 1860 keine Perspektive mehr für sich: "Der Wechsel ist nicht einfach gewesen, und ein bisschen Wehmut war auch dabei. Aber sportlich ist es für mich einfach nicht mehr weitergegangen." Schon im Sommer 2016 hatten die Heidenheimer Interesse an ihm geäußert. Damals wollte ihn 1860 aber noch nicht ziehen lassen. Als die Heidenheimer im Winter erneut anklopften, war für ihn klar, dass er den Schritt wagen würde: "Ich wollte mal etwas anderes sehen, etwas anderes machen."

Ganz so leicht ging es dann allerdings nicht, denn beim Wechsel ergaben sich Probleme: 1860 München forderte zunächst eine halbe Millionen Euro Ablösesumme für ihren dritten Torwart, da Eichers Vertrag noch bis zum Saisonende lief. Die Interessenten aus Heidenheim ließen sich jedoch nicht auf das Angebot ein, Eichers Wechsel stand auf dem Spiel. Nachdem die Kritik an der Münchner Vereinsführung für ihre unnachgiebige Haltung immer lauter geworden war, konnte Eicher im Januar schließlich ablösefrei wechseln: "Es hat sich lange gezogen, aber ich bin froh, dass es geklappt hat", sagt Eicher heute. Zum Abschied habe er damals seinen Spielerkollegen in der Bar noch eine Runde ausgegeben, eine große Feier gab es nicht. Vom Verein sei aber auch nichts gekommen. Auf die Frage, wie er die Entwicklung seines alten Vereins beurteilt, sagt Eicher: "Ich habe das immer gehasst, wenn sich Leute dazu äußern. Dafür bin ich einfach der falsche Ansprechpartner, das wird mir am Ende nur negativ ausgelegt."

In seinem neuen Verein habe er sich schon eingelebt, die Mannschaft habe ihn gut aufgenommen. Es sei das Gesamtpaket gewesen, das ihn zu einem Wechsel zum FC Heidenheim bewogen hätte: "Sie haben mir gezeigt, dass sie mich wirklich haben wollen und einen Plan mit mir haben. Außerdem ist es eine angenehmere Situation, auf Platz sieben zu stehen als auf Platz 14." In Fußballerkreisen ist es kein Geheimnis, dass sich Heidenheim gut entwickelt hat. "Der Verein ist am Wachsen. Hier ziehen alle an einem Strang", sagt Eicher. In seine Heimat kommt der Erdinger trotzdem immer gerne, um Freunde und Familie zu besuchen: "Wie es der Spielplan zulässt, versuche ich regelmäßig in München und in Erding vorbeizuschauen. Heidenheim ist ja nicht so weit weg."

Zum Einsatz gekommen ist Eicher in seinem neuen Verein bisher noch nicht. Aber er ist optimistisch: "Ich versuche, im Training Gas zu geben und mich zu verbessern mit dem Ziel, am Wochenende spielen zu können." Fünf Spiele hat er dafür noch Zeit in dieser Saison. Sein Vertrag beim ersten FC Heidenheim läuft aber noch anderthalb Jahre.

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