Verkehrsüberwachung:Der Charme von roten Ampeln

Verkehrsüberwachung: Die Schloßstraße in Notzing wird gerne als Abkürzung genutzt. Die Anwohner klagen über zu viel Verkehr.

Die Schloßstraße in Notzing wird gerne als Abkürzung genutzt. Die Anwohner klagen über zu viel Verkehr.

(Foto: Renate Schmidt)

Oberding diskutiert, wie Raser in Tempo-30-Zone eingebremst werden können

Von Regina Bluhme, Oberding

Die Anwohner der Schloßstraße in Notzing machen mobil. In einer Unterschriftenaktion fordern sie die Gemeinde Oberding auf, dafür zu sorgen, dass die dort vorgeschriebenen 30 km/h eingehalten werden. Nun gibt es in Italien Straßen mit Geschwindigkeitsbeschränkung und einer Besonderheit, war im Gemeinderat zu erfahren: Auf der Strecke steht eine Ampel, die auf Rot schaltet, wenn ein Autofahrer zu schnell unterwegs ist. Auf diese Weise würden die Anwohner der Schloßstraße auch gern den Verkehr vor ihrer Haustür ausbremsen. Doch so eine Anlage ist in Bayern verboten, teilte Bürgermeister Bernhard Mücke (CSU) am Dienstag mit. Nichtsdestotrotz will die Verwaltung beim bayerischen Innenministerium nachfragen, ob dieses Installation nicht doch möglich ist. Auf jeden Fall wird verstärkt geblitzt werden, kündigte der Bürgermeister an.

Die Schloßstraße hat nicht nur Schild mit "Tempo 30", sondern auch ein "Anlieger frei". Wie mehrere Anwohner nach der Sitzung betonten, stört das die Autofahrer aber nicht, die vor allem zu den Stoßzeiten des morgendlichen und abendlichen Berufsverkehrs die Strecke als Abkürzung zwischen Moosinning und Goldach nutzen und die Ampelanlage an der "Kandler-Kreuzung" umgehen wollen. Viel zu viele Autos, die viel zu schnell unterwegs sind, dazu kommen noch riesige landwirtschaftliche Schwerfahrzeuge - eine Unterschriftenliste von 55 Anwohnern der Schloßstraße fordert, dass die Gemeinde endlich "die entsprechenden Schritte zur Einhaltung der 30 km/h" in die Wege leiten soll. Der Antrag kam nun am Dienstag im Gemeinderat zur Sprache. Die Idee "mit der Ampel mittendrin" á la Italien, also zur Strafe Warten, findet Bürgermeister Mücke "gar nicht so uncharmant", aber in Bayern sei dies nicht möglich, fügte er hinzu. Die Gemeinde werde jedoch ans Innenministerium schreiben und nachfragen, ob so eine Anlage nicht doch im Gemeindebereich ausprobiert werden könnte.

Ein festinstallierter Dauerblitzer an der Schloßstraße wurde am Mittwochabend in der Sitzung ebenfalls diskutiert, auch hier gilt laut Bürgermeister Mücke: In Baden-Württemberg, Sachsen oder Thüringen möglich, aber nicht in Bayern. Hierzulande sind feste Blitzer nur an Stellen erlaubt "mit einem hohen Unfallrisiko und einem exorbitant hohen Verkehrsaufkommen", informierte Geschäftsstellenleiter Josef Steinkirchner. Also an Autobahnen zum Beispiel. Nicht aber an der Schloßstraße in Notzing.

Zwei Verkehrszählungen sind laut Mücke dieses Jahr an der Schlossstraße durchgeführt worden. Am 16. August zwischen 6 und 12 Uhr wurden nur 47 Fahrzeuge gezählt. Der Tag gelte aber nicht, so Mücke, "denn das war ein Brückentag und noch dazu in den Ferien". Am 19. Oktober wiederum zwischen 9 und 12 Uhr passierten insgesamt 114 Fahrzeug die Anliegerstraße. Im Schnitt 29 pro Stunde. Der Schnellste war mit 45 km/h unterwegs. Bei Messungen im vergangenen Jahr wurden auch knapp 30 Fahrer pro Stunde gezählt mit Spitzengeschwindigkeiten von 45 und 55 km/h.

Anwohnerin Margot Appel-Walbrun hätte sich gern in der öffentlichen Sitzung am Dienstag zu Wort gemeldet. Sie konnte ihrem Ärger aber erst nach der Sitzung Luft machen. Ihrer Ansicht nach sind die Messungen zu den falschen Zeiten und dann auch nur in einer Fahrtrichtung durchgeführt worden. Ein Problem sei auch der landwirtschaftliche Verkehr mit seinen "riesigen Maschinen, da kann einem Angst und Bange werden". Bis auf drei, vier seien das sicher keine Anlieger. Überhaupt habe der Verkehr sehr zugenommen, sagt Anlieger Klaus Seeger. Er wohne seit sechs Jahren in Notzing, seither habe sich der Verkehr seiner Ansicht nach "verdoppelt".

Auf jeden Fall werde in der Schloßstraße - aber nicht nur dort - verstärkt geblitzt werden, "einmal, wenn nicht sogar zweimal im Monat", kündigte Bernhard Mücke am Dienstag an. Das Tempo-30-Schild soll zudem weiter nach vorne versetzt werden. Die Gemeinde sollte sich mit Anwohnern der Schloßstraße, Landwirten und dem Ortsausschuss Notzing zusammensetzen und gemeinsam nach einer Lösung suchen, so Mücke. Der Gemeinderat stimmte dem Vorschlag zu.

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