Verkehrspolitik:Verstopfungsgefahr

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Noch ist die Freisinger Brücke gesperrt, doch es gibt schon jetzt Ideen für eine neue Verkehrsführung. Ob Linksabbiegeverbot oder Einbahnstraße: Die Stadträte sind skeptisch

Von Antonia Steiger, Erding

Eines ist klar: Es gibt ein Defizit. Die nördliche Altstadt Erdings rund um die sich derzeit im Neubau befindende Freisinger Brücke verkraftet die Verkehrsströme nicht mehr, die sich täglich durch diverse Knotenpunkte in der Umgebung zwängen. Wo die Gießereistraße auf die Freisinger Straße trifft, soll bald ein kleiner Kreisverkehr für mehr Schwung sorgen. Und nun haben sich die Erdinger Stadträte auch noch vier Modelle ausrechnen lassen für das nördliche Ende der Langen Zeile, die geradeaus in die Straße Am Gries und links auf die Freisinger Brücke mündet. Fazit am Donnerstag im Rathaus: Keine der vier Varianten wird wohl umgesetzt.

Der Verkehrsplaner Helmuth Ammerl von Büro Obermeyer hat vier Szenarien entworfen, keines stieß auf große Begeisterung. Weder möchte der Stadtrat die Freisinger Brücke zur Einbahnstraße machen - nicht stadtauswärts und noch viel weniger stadteinwärts - noch kann man sich dafür erwärmen, dass es Linksabbiege-Verbote gibt, nicht für die Autofahrer auf der Langen Zeile in Richtung Freisinger Straße und auch nicht für die auf der Freisinger Brücke in Richtung Am Gries.

Ammerl erläuterte, dass die größte Verbesserung für die direkte Umgebung des Knotenpunktes zu erzielen wäre, wenn die Freisinger Brücke zur Einbahnstraße stadtauswärts würde. Um mehr als dreißig Prozent würde sich der Verkehr auf der Brücke reduzieren. Die Autofahrer müssten ausweichen, was am stärksten an der Anton-Bruckner-Straße zu bemerken wäre. Eine Einbahnstraße in der Innenstadt einzurichten, sei aber "immer eine sehr harte Entscheidung", sagte Ammerl. Und das sahen die Stadträte im Stadtentwicklungs-, Umwelt- und Verkehrsausschuss ebenso.

Ein gewichtiges Argument brachte Hans Schmidmayer (SPD) vor, Dritter Bürgermeister und Feuerwehrreferent: Wenn die Freisinger Brücke nicht mehr in Richtung Innenstadt befahrbar wäre, sieht er die Einsatzfähigkeit der Erdinger Feuerwehr in Gefahr. Denn die Feuerwehrleute erreichten das Feuerwehrhaus nicht mehr rechtzeitig, was schon jetzt zu Problemen führt. Die SZ Erding hat darüber bereits berichtet. "Das erste Einsatzfahrzeug könne vielleicht noch raus", sagte Schmidmayer. Das zweite und dritte könne die Hilfsfristen aber nicht mehr einhalten, innerhalb derer sie den Einsatzort erreichen müssten, weil die Besatzung nicht rechtzeitig am Feuerwehrhaus sei. Es gibt aber auch Vorbehalte gegen eine stärkere Belastung der Anton-Bruckner-Straße, was laut Harry Seeholzer (Erding Jetzt) den Anwohnern der Freisinger Siedlung nicht zuzumuten sei. Eine zweispurige Straße nur einspurig befahren zu lassen, kommt Hubert Niestroj (SPD) insgesamt unsinnig vor. Burkhard Köppen (CSU) sagte voraus, dass eine Einbahnstraße auf "große Widerstände" in der Bevölkerung stoßen würde. Entlasten ließe sich der Knotenpunkt zwar auch mit den Linksabbiege-Verboten, die Wirkung für die gesamte Innenstadt wäre jedoch geringer.

Auch OB Max Gotz (CSU) positionierte sich früh in der Diskussion und sagte, er glaube nicht, dass eine der vier Varianten umgesetzt werde. Er schlug ein schrittweises Vorgehen entlang der Freisinger Straße vor. Erst soll der Kreisverkehr an der Einmündung der Gießereistraße - dessen Planung hatte zu den vertieften Untersuchungen geführt - gebaut werden, dann ein Kreisverkehr an der Einmündung der Melkstattstraße. Letzterer gefällt Ammerl ganz besonders gut. Er würde auch am nördlichen Ende der Langen Zeile einen Kreisverkehr als gute Lösung empfinden - wie etliche Stadträte auch. Doch die Hindernisse sind hoch. Es gehe nicht alleine um Grund, sondern darum, "dass der Verehr mitten durch ein Haus durchgeht", wie Stadtbaumeister Sebastian Henrich klarstellte. Dieses Haus an der Ecke Freisinger Straße/ Am Gries müsste abgerissen werden. Ob diese Idee nochmals zur Sprache kommt, ist unklar. Jetzt sind die Fraktionen an der Reihe, vor der Sommerpause wird der Stadtrat wieder beraten.

© SZ vom 13.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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