Brücken bauen, das klingt erst mal positiv, verbindend und zukunftsweisend. Nun ist es aber so, dass eine Brücke über die Isen mitten in Dorfen erstens nichts Neues ist. Wer auf der Bundesstraße B 15 durch die Stadt fährt, und das sind laut der aktuellesten Zählung etwa 14 000 Fahrzeuge täglich, fährt auch über die Isenbrücke. Doch die Tage des 81 Jahre alten Bauwerks sind gezählt. Im kommenden Jahr wird die Brücke abgerissen und durch eine neue ersetzt. Das nimmt ein halbes Jahr in Anspruch. Und so lange - das ist der Aspekt, der dieses Brücken bauen nicht uneingeschränkt toll erscheinen lässt - werden 14 000 Fahrzeuge andere Wege durch die Stadt und die Umgebung nehmen.
Im April gab das Straßenbauamt schon einmal eine Vorwarnung raus und informierte die Stadtverwaltung, das Landratsamt und die Polizei über die geplante Totalsperrung der B 15 in Dorfen. Nun erschienen Abteilungsleiterin Jessy Swoboda und Projektleiter Thomas Sieber im Bauausschuss des Dorfener Stadtrats, um weiter ins Detail zu gehen. Die Infos zum eigentlichen Bauvorhaben waren zwar auch ganz interessant. Der Ausblick, wie das wohl mit dem Verkehr wird, beschäftigte die Stadträte jedoch viel mehr.
Wenn die neue Brücke Ende kommenden Jahres fertig ist, wird man das gar nicht großartig bemerken. "Im Grunde genommen schaut die neue Brücke genauso aus wie die alte", sagte Projektleiter Sieber, "nur mit breiteren Gehwegen." Links und rechts wird Fußgängern und Radlern künftig je 2,50 Meter Platz eingeräumt. Aber auch die Fahrbahnen werden um 30 Zentimeter breiter. Weil die Brücke damit insgesamt etwa 1,50 Meter breiter als zuvor sein wird, muss sie ein kleinwenig nach Osten verschwenkt werden. Die Ausführung des Brückengeländers steht noch nicht fest, dieser Punkt wird mit der Dorfener Stadtplanerin Martina Schneider abgestimmt. Der Bau an sich wird gerade ausgeschrieben und kann im Mai beginnen.
Von da an gilt sechs Monate Vollsperrung. Das Umleitungskonzept sieht vor, dass für Pkw und Lastwagen verschiedene Umgehungsstrecken ausgewiesen werden. Der Pkw-Verkehr soll über Schwindkirchen, Wasen- und Grüntegernbach die Baustelle umkurven. Wer allerdings etwas Ortskunde besitzt, dem werden auch ganz andere Umfahrungsmöglichkeiten einfallen. Man könnte Dorfen im Osten weitaus ortsnäher umfahren oder sich durch die Altstadt schlängeln. Wenn das jedoch viele tun, wird es zu unschönen Stauungen kommen. Der Weg durch die Altstadt geht nur durch ein sehr enges Stadttor. So oder so, ob über die Außenorte oder mittendurch, "es ist klar, dass das ein riesiges Tohuwabohu wird", prophezeite der Zweite Bürgermeister Günther Drobilitisch (Landlisten). Laut einer vor wenigen Jahren gemachte Verkehrszählung sind 80 Prozent des B 15-Verkehrs in Dorfen hausgemacht.
Die Umleitungsidee des Straßenbauamtes für den Lastwagenverkehr, sieht so aus: Alle Lkw ab 3,5 Tonnen sollen Dorfen maximal großräumig umfahren. Ein Lastwagen, der beispielsweise von Rosenheim nach Landshut fährt, soll in Haag auf die B 12 einschwenken, hinter Hohenlinden die Straße nach Erding nehmen und von dort über die B 388 nach Taufkirchen, wo er zurück auf die B 15 darf. "Das ist ja ein schöner Plan", sagte Stadtrat Ludwig Rudolf (CSU), "aber wer hält sich daran?" Im Dorfener Bauausschuss war man sich einig, dass Lastwagenfahrer eine Vielzahl anderer Wege suchen und finden werden. Heiner Müller-Ermann (SPD) regte deshalb an, die tatsächlichen Ausweichrouten mit Verkehrszählungen zu ermitteln. Womöglich bringe das Erkenntnisse für später, wenn wegen des Bahnausbaus die Durchfahrt durch Dorfen wohl für mehrere Jahre gesperrt werden muss.