Verfahren eröffnet:Heuwieser Metalltechnik ist insolvent

Modernisiertes Sperrengeschoß unter dem Marienplatz in München, 2015

Am neuen sogenannten Sperrengeschoss des Münchner Marienplatzes wurden von der Firma Heuwieser in Neuching Arbeiten erledigt.

(Foto: Catherina Hess)

Die Neuchinger Firma wartet auf die Bezahlung von rund 1,2 Millionen Euro durch die Stadt Hof und die Stadtwerke München. In beiden Fällen klagen die Auftraggeber über Ausführungsmängel und gingen vor Gericht

Von Gerhard Wilhelm, Neuching

"Die Ära Metalltechnik Heuwieser ist zu Ende. Die Insolvenz muss ich erst einmal mental verkraften", sagt Andreas Heuwieser. Denn nicht Misswirtschaft oder eine schlechte Auftragslage habe seine 2008 gegründete Heuwieser Metalltechnik GmbH in Neuching in die Pleite geführt, sondern die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand - im konkreten Fall der Städte München und Hof. Sie hätten bis heute Rechnungen in Höhe von 500 000 beziehungsweise 700 000 Euro nicht bezahlt. Die beiden Städte sehen dies indes anders. Sie kritisieren die Bauausführung und haben deshalb bisher nicht überwiesen. In beiden Fällen wird vor Gericht gestritten.

Der alleinige Geschäftsführer Andreas Heuwieser hat im Februar den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Landshut gestellt. Da die Firma bei ihren Aufträgen beim Material und Löhnen in Vorleistung gehen müsse, seien fehlende 1,2 Millionen bei einem Auftragsvolumen von zuletzt 4,5 Millionen Euro nicht zu verkraften gewesen, sagt Heuwieser. Eröffnet wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Firma zum 1. März. Sie wurde 2008 gegegründet, beschäftigte zuletzt 38 Mitarbeiter und war im Bereich Metallbau, insbesondere im Blech-, Rohr- und Anlagenbau an und in Gebäuden tätig. Der zum Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Marc Zattler von der Kanzlei Solvea in Landshut arbeitet derzeit an einer Fortführungslösung für das Unternehmen. "Ausgewählte laufende Aufträge sollen von einer Nachfolgefirma weiter ausgeführt werden. Dabei sollen möglichst viele der Mitarbeiter weiter beschäftigt werden", teilt Zattler mit. Und dabei sehe es nicht so schlecht aus.

Der Insolvenzanwalt ist allerdings nicht sehr optimistisch, was die ausstehenden Summen betrifft. Zwar stimme es, dass die Hauptursache für den Insolvenzantrag von Auftraggebern zurückgehaltene Zahlungen aus Bauvorhaben seien, die ein Unternehmen dieser Größenordnung auf Dauer nicht verkraften könne. Aber es sei nicht so, dass Hof und München nicht einfach nicht zahlen. "Hof zum Beispiel zahlt wegen angeblicher Mängel in der Ausführung der Arbeiten nicht und weil Leistungen durchgeführt worden seien, die nicht vereinbart waren." Derzeit laufe dazu ein Gerichtsverfahren, das vorliegende Gutachten mache aber wenig Hoffnungen. Ähnlich sei es im Fall München. Die Frage sei, ob es sinnvoll sei, die Prozesse weiter zu führen, zumal Bauprozesse teuer seien und kein Geld vorhanden sei. "Die wirtschaftliche Entwicklung der Firma war in den letzten Geschäftsjahren mit rund 3,3 Millionen Euro Umsatzerlösen in 2014 und 2015 negativ. Es kam zu erheblichen Liquiditätsengpässen. Zuletzt waren liquide Mittel nicht mehr vorhanden, um Verbindlichkeiten zu kompensieren."

"Wir haben aus dem Nichts und mit viel Idealismus vor zehn Jahren angefangen", sagt Heuwieser. Jahrelang habe man in Zusammenarbeit mit Architekten und anderen Firmen große Projekte durchgeführt - auch als Generalunternehmer. Das Aufgabengebiet der Firma war den Angaben auf der Homepage zufolge sehr weit gefächert, "von komplexen Großaufträgen bis zu individuellen Konstruktionen für den Privatkunden". Heuwieser habe sich die Frage gestellt, ob er schuld an der Insolvenz sei, aber keine gefunden. Egal wie das Insolvenzverfahren ausgehe: "Wir bekommen nichts mehr, da geht alles in die Insolvenzmasse."

Die Projektliste der Firma ist umfangreich und führt viele namhafte Kunden auf. Zum Beispiel die BMW-Welt in München, EADS in Manching, der Modepark Röther aus Augsburg wurde mit einer Kunststoff-Fassadenverkleidung versehen und bei Adidas in Herzogenaurach 1300 Meter Glasbrüstung montiert. Auch bei der Sanierung am MAC am Flughafen war Heuwieser beteiligt, wie auch bei der Sanierung des S- und U-Bahn-Sperrengeschosses des Marienplatzes in München. Dort haben die Stadtwerke München (SWM) laut Andreas Heuwieser 500 000 Euro noch nicht bezahlt. Matthias Korte, Pressereferent der SWM, sieht das anders: "Wir gehen davon aus, dass der Firma Heuwieser keine Vergütungsansprüche zustehen, welche nicht bereits beglichen worden sind. Stattdessen haben die SWM ihrerseits Ansprüche wegen Mängel bei der Ausführung, die bis heute bestehen."

Noch größere Dimensionen hat für Heuwieser die Freiheitshalle Hof, die größte multifunktionale Veranstaltungshalle im östlichen Nordbayern. Zahlreiche Großveranstaltungen, Konzerte und TV-Shows fanden dort schon satt. Sie wurde 2012 generalsaniert. Heuwieser hat die Fassade installiert. Hofs Pressesprecher Rainer Krauß bestätigt den Rechtsstreit: "Leider gibt es bei so einem großen Projekt mit mehr als 100 Gewerken immer welche, die vor Gericht enden. Im Fall Heuwieser hat nun ein Gutachter bestätigt, dass die Arbeiten an der Fassade nicht mängelfrei und sachgerecht ausgeführt wurden. Diese Mängel bestehen im Übrigen bis heute."

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