Menschenhandel:Erdingerin soll China-Köche ausgebeutet haben

Sie soll jahrelang chinesische Köche unter menschenunwürdigen Bedingungen beschäftigt haben: Die Polizei hat eine 41-jährige Erdingerin festgenommen.

Den chinesischen Köchen wurde ein Traumgehalt in Deutschland versprochen - doch kaum waren sie da, mussten sie für einen Hungerlohn schuften. Eine Frau aus Erding ist nach Überzeugung der Polizei überführt, Menschenhandel betrieben zu haben.

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Wegen Menschenhandels nahm die Polizei eine 41-jährige Frau aus Erding fest. Bei der Hausdurchsuchung wurden sittenwidrige Verträge sichergestellt.

(Foto: dpa)

Die 41-Jährige soll in ihrem China-Restaurant in Erding jahrelang Spezialitätenköche aus Asien unter menschenunwürdigen Bedingungen mit sittenwidrigen Verträgen beschäftigt haben, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt mitteilte.

Die Kripo hatte die Frau seit längerem beobachtet. Bei einer Wohnungsdurchsuchung am Montag wurden Verträge sichergestellt. Sie belegen nach den Polizeiangaben den Gesetzesverstoß der Gastronomin, die von 2000 bis 2007 in der oberbayerischen Stadt nahe dem Münchner Flughafen ein Asien-Restaurant betrieb. Den Ermittlungen zufolge arbeitete die 41-Jährige mit einer in Nordrhein-Westfalen ansässigen Schleuserbande zusammen, die chinesische Köche mit Spitzengehältern anlockte.

Um an die angeblich lukrativen Verträge heranzukommen, mussten die Männer jedoch bis zu 12.000 Euro zahlen. Empfänger des Geldes: die Schleuserbande. Die Köche nahmen Kredite auf und setzten regelrecht ihre Existenz aufs Spiel, wie die Polizei erläuterte. Kaum seien die Männer in Deutschland gewesen, sei ihnen eine Art Geheimvertrag vorgelegt worden, der sie mit Dumpinglöhnen zur Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen zwang. Sie unterschrieben, um mit dem Hungerlohn ihre Schulden in der Heimat abstottern zu können.

Mindestens drei Köche im Alter von 33, 36 und 44 Jahren soll die Ex- Restaurantbesitzerin auf diese Weise beschäftigt haben. "Bei einem Monatsgehalt von 750 Euro, abzüglich rund 250 Euro Nebenkosten für Kost und Logis, mussten die Männer in einer Sechs-Tage-Woche bei einer täglichen Arbeitszeit von zehn Stunden ihre Schulden abarbeiten", heißt es im Polizeibericht. Da keine Fluchtgefahr bestehe, erging kein Haftbefehl gegen die Frau.

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