Süddeutsche Zeitung

Urteil am Landgericht Landshut:Panzerknacker hinter Gittern

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Sie haben 380.000 Euro bei dutzenden Einbrüchen erbeutet. Nun ergehen im Prozess gegen eine Einbrecherbande aus Erding erste Haftstrafen. Der Chef der Bande wartet noch auf seine Verhandlung.

Florian Tempel, Landshut

Im Prozess gegen die Erdinger Panzerknackerbande, die bei zahlreichen Einbrüchen in Geschäftsräume, Gaststätten und Schulen rund um München 380 000 Euro erbeutet hat, sind die ersten Urteile gesprochen: Vier Mitglieder der Bande, der rund 20 Männer angehört haben sollen, sind vom Landgericht Landshut wegen schweren Bandendiebstahls zu Strafen zwischen zwei Jahren und knapp drei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Zwei der Angeklagten kamen mit Bewährung davon, da sie sich durch detaillierte Angaben zur Organisationsstruktur der Einbrecherbande Strafrabatt im Rahmen der Kronzeugenregelung verdienten. Einer der beiden hatte sich erst nach dem Prozessauftakt am vergangenen Mittwoch ein Herz gefasst und mit Einzelheiten über die Hierarchie und Arbeitsteilung der auf Tresoraufbrüche spezialisierten Bande ausgepackt. Außerdem berichtete er den Ermittlern der Kripo Erding über gut ein Dutzend weiterer Taten, die bislang noch nicht der Bande zugeordnet werden konnten.

Auch nach Einschätzung eines Kriminalhauptkommissars der Erdinger Kripo, der die monatelange Arbeit einer eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe leitete, gehörte durchaus Mut dazu, reinen Tisch zu machen und insbesondere den Bandenchef zu belasten.

Nach den Angaben der nun Verurteilten war der Kopf der Einbrechergruppe ein Erdinger Wirt, der allein durch seine Statur und sein Aussehen furchteinflößend wirken muss. Der Kommissar beschrieb ihn als durchtrainierten Boxer, mindestens 1,90 Meter groß, sicher hundert Kilo schwer und "mit Vollglatze, was ihm ein sehr martialisches Aussehen verleiht". Der Mann sei wohl tatsächlich ein gefährlicher Typ, der die für und mit ihm arbeitenden Bandenmitglieder "sehr streng am Zügel gehalten" und zur Disziplinierung gerne von "seinen Taten im Kosovokrieg" berichtet habe. Der Bandenkapo habe den zweifelhaften Ruf "wo er hinschlägt, da wächst kein Gras mehr", sagte der Ermittler.

Der Chef und etliche Bandenmitglieder sitzen noch in Untersuchungshaft und warten auf ihre Prozesse, in denen die nun Verurteilten als Zeugen gegen sie aussagen werden.

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Quelle:
SZ vom 09.08.2011
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